Mathias Broll

am 15. Dezember 2021

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Eröffnung der Straßenbahnstrecke Kirchheim an der Endstelle Kirchheim, Fotograf: Ralph Dissinger

Historisch zusammengewachsen

Kirchheim, welcher flächenmäßig der größte Stadtteil von Heidelberg ist, hatte bereits ab dem 19. Februar 1910 eine Anbindung an die elektrische Straßenbahn. Diese fuhr damals über die Rohrbacher Straße bis zum Kirchheimer Rathaus. Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten der Verkehrsbetriebe sowie dem damaligen Zeitgeist, dass die Zukunft den Autos gehören würde, wurde eine Stilllegung der Strecke diskutiert. Eine „autogerechte“ Stadt, welche dem motorisierten Individualverkehr die oberste Priorität einräumte, war besonders in den 60er und 70er Jahren das Nonplusultra. Große Verkehrsachsen wurden angelegt, siehe beispielsweise das Hochstraßennetz in Ludwigshafen, das stetige Wachsen von Bundesstraßen oder „Stadtautobahnen“. Damals wurde dagegen enorm protestiert, jedoch waren die Gegner der Straßenbahn in der Mehrzahl und so verschwand diese, wie auf vielen Strecken in Heidelberg, am 30. September 1972 aus dem Stadtbild.

Viele wollten die Straßenbahn zurück

In den kommenden Jahren und Jahrzehnten fand eine Rückbesinnung zum ÖPNV statt. Themen wie Umweltschutz oder Gesundheit gewannen an Relevanz. Die früher großzügig angelegten Verkehrswege entwickelten sich zu Barrieren innerhalb der Städte und der stetig wachsende Autoverkehr mit seinen Abgasen ließ die Lebensqualität der Menschen vor Ort sinken. Dies spiegelte sich auch in der Meinung der Bevölkerung wider und veranlasste viele deutsche Städte, darunter auch Heidelberg, sich mehr um die Entwicklung und den Ausbau des Straßenbahnnetzes zu kümmern. Mitte der 90er Jahre beschloss der Heidelberger Gemeinderat nach mehreren Variantenprüfungen, dass Kirchheim durch die Schwetzinger Straße wieder an das Streckennetz angebunden werden sollte. Dies fand in der Bevölkerung viel Zustimmung, jedoch waren auch viele Skeptiker dabei. Lärm, Staub und Schmutz, welcher bei größeren Baumaßnahmen selbstverständlich dazugehört, wurden gefürchtet. Durch jahrelange Verhandlungen konnten die Gegner besänftigt werden und am 21. Juli 2004 der Spatenstich gefeiert werden.

Straßenbahnbau ist Stadtentwicklung

Bei der Neubaustrecke wurde, nicht wie bei der früheren Streckenführung, eine Verbindung von der Rohrbacher Straße gebaut, sondern man begann am Römerkreis. Auf der Montpellierbrücke wird der Heidelberger Hauptbahnhof überquert, ehe die Strecke nach dem Messplatz das Herz Kirchheims erreicht. So konnte sichergestellt werden, dass die Verbindung eine optimale Erschließungsfunktion besitzt und möglichst vielen Bürgerinnen und Bürger kurze Wege zu den neuen Haltestellen ermöglicht. Durch den Neubau wurde in das bestehende Straßen- und Stadtbild eingegriffen. Dies hat man zum Anlass genommen und den gesamten Straßenraum neu und ansprechend gestaltet. Denn in der heutigen Zeit ist der Stadtbahn- oder Straßenbahnbau auch ein Stück Stadtentwicklung, welche das Ziel hat, die Aufenthaltsqualität von Verkehrsflächen und deren angrenzenden Gebieten zu erhöhen. Ein bestes Beispiel dafür ist der Bau der B-Linie nach Neckarau West in Mannheim: Dort wurden großzügige Plätze sowie lange Alleen mit viel Grünpflanzen und Bäumen realisiert.

Durch die Neubaustrecke erhielten die Einwohner von Kirchheim einen direkten und umweltfreundlichen Anschluss an das Heidelberger Straßenbahnnetz. Die gestiegenen Fahrgastzahlen beweisen, dass die damals neue Verbindung sehr gut angenommen wurde und heute ein Rückgrat des Verkehrs in Kirchheim darstellt. Auf die nächsten 15 Jahre!

Kommentare

13. Mai 2022

Ich glaube das ich in 2 Eröffnungs-Sonderfahrten der 26 dabei war

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