Florian Benz

am 25. Mai 2022

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Arbeiten am Bahnhofsvorplatz in Mannheim

Teil 2: Woran muss bei der Planung einer Umleitung gedacht werden?

Die Stadtbahn- und Bushaltestelle Mannheim Hauptbahnhof ist seit 11. Mai gesperrt. Und das noch bis Anfang Oktober. Im ersten Teil des Einblicks in die Planung einer so großen Umleitung haben wir uns mit dem groben Plan für das Umleitungskonzept beschäftigt. Die Sperrung der Stadtbahn- und Bushaltestelle MA Hauptbahnhof eignet sich aber nicht nur als Beispiel für das große Ganze der Umleitungskonzeption, sondern auch für die Hintergrundaspekte, mit denen sich die Angebotsplanung beschäftigt. Immerhin erfordert die Sperrung des zentralen Knotenpunkts nicht nur eine großflächige Umleitung für den Mannheimer ÖPNV, sondern hat auch einige Detailfragen zu bieten. In diesem Teil soll es um diese Hintergründe der Umleitungsplanung gehen.

Das Thema Verkehrstechnische Voraussetzungen

Niemals kann ein Planer einfach eine umgeleitete Bahn überall dort entlangschicken, wo sich Schienen befinden - vielmehr stellenWeichen die Planer vor klare Einschränkungen, was umsetzbar ist und was nicht. Beispielsweise ist es am Paradeplatz schlicht unmöglich, aus südlicher Richtung von der Haltestelle Schloss kommend nach rechts in die Planken einzubiegen. Hier ist kein entsprechendes Weichenkonstrukt vorhanden, was ein Rechtsabbiegen ermöglichen würde. Im Übrigen würde dies auf dem Paradeplatz deutlich mehr Raum einnehmen als die aktuelle Schienenkonstruktion. Die verkehrstechnischen Voraussetzungen an jeder Abzweigung sind wichtige Details, die die Angebotsplanung stets im Auge zu behalten hat. Zu diesen Voraussetzungen gehört auch die Kapazität der Strecke.

Bei der Konzeption einer Umleitung ist ein wichtiger Punkt, ob die Umleitungsstrecke mit ihren jeweiligen Haltestellen den zusätzlichen Verkehr überhaupt verkraften kann. Von dieser Infrastruktur-Kapazität ist abhängig, ob eine alternative Strecke für alle Linien, die ausweichen müssen, gewählt werden kann. Am Beispiel der Umleitung für die Sperrung am Hauptbahnhof bedeutet das Folgendes: Wird die Infrastruktur-Kapazität außer Acht gelassen, wäre es möglicherweise durchaus denkbar, die Buslinien nicht über die verteilten Ersatzhaltestellen abzuwickeln, wie es nun geschieht, sondern alle über den Regionalbusbahnhof auf der Ostseite des Bahnhofsvorplatzes. Da hier weiterhin die Regionalbusse fahren, reicht die Haltestellen-Kapazität nicht aus. Am Ende wird deshalb ab dieser Haltestelle nur der Shuttlebus-Verkehr zur Haltestelle Wasserturm eingesetzt. Die anderen umgeleiteten Buslinien werden über die Ersatzhaltestellen im Kaiserring bzw. in der Bismarckstraße mit dem Hauptbahnhof verbunden.

Auch für die Stadtbahnstrecken gilt dieser Gedanke: Beispielsweise hat der Gleisabschnitt auf den Planken zwischen den Haltestellen Wasserturm und Paradeplatz ein bestimmtes Kapazitätsoptimum, was die gleichzeitige Nutzung im Stadtbahnverkehr angeht. Diese optimale Benutzung durch vier Linien ist im regulären Liniennetz umgesetzt. Durch die Sperrung am Mannheimer Hauptbahnhof müssen betroffene Linien durch die Planken bzw. die Kurpfalzstraße umgeleitet werden. Das bedeutet bei dieser Baumaßnahme, dass eine Umleitung der Linien 1 und 5 durch die Planken schlicht nicht sinnvoll wäre, wenn die beiden Linien 3 und 4 weiterhin darin fahren würden. Da nun aber die Linien 3 und 4 aus den Planken herausgenommen werden (und durch die Kurpfalzstraße über Schloss umgeleitet werden), kann der Umleitungsverkehr auf beiden Strecken gut abgewickelt werden.  

Diese Kapazitätsthematik enthält auch die Frage nach der Betriebsstabilität eines Umleitungskonzepts. Je komplexer die Umleitung, je mehr Ausnahmen von den Regelfahrwegen, aber auch je näher eine Umleitung an der aktiven Baustelle vorbeigeführt wird, umso störungsanfälliger sind die entsprechenden Planungen. Bei der Umleitung für die Baumaßnahme am Hauptbahnhof zeigt die Betriebsstabilität, dass das Umleitungskonzept gut funktioniert.

Mission Fahrgastinformation

Aber auch hinsichtlich eines anderen Aspekts wird bei Umleitungskonzepten die Einfachheit sehr positiv bewertet. Mit einer komplizierten Umleitung steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass den Fahrgästen dieser abweichende Betrieb nicht oder nur schwer verständlich kommuniziert werden kann. Schließlich dürfen Fahrgäste, regelmäßige wie auch sporadische, Pendler und Touristen, nicht damit überfordert werden, wie sie während der Umleitung von A nach B kommen. Je mehr verschiedene Phasen einer Umleitung es gibt, in denen verschiedene Linien unterschiedlich umgeleitet werden, umso schwieriger wird es für den Fahrgast, den Durchblick zu behalten. Der große Vorteil der nun gefundenen Umleitungskonzeption am Mannheimer Hauptbahnhof ist deren Einfachheit. Es gibt nur eine dauerhafte Umleitungsphase (allerdings gibt es in Mannheim noch weitere Umleitungen aufgrund anderer Bauarbeiten, siehe Infobox unten), die bis zum Ende der Sperrung Anfang Oktober anhält - damit ist die Umleitung allein durch Gewöhnung für den Fahrgast schnell nachvollziehbar. Selbstverständlich wird die Sperrung der rnv-Haltestellen vor dem Hauptbahnhof bei dem ein oder anderen Fahrgast zuerst für Unverständnis und Ärger gesorgt haben, aber mittlerweile dürften mehr und mehr Fahrgäste mit der geänderten Ausgangssituation vertraut sein.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Umleitungsplanung am Hauptbahnhof ist auch die Entzerrung der Ströme der Fahrgäste zu den Ersatzhaltestellen und Zustiegspunkten der umgeleiteten Stadtbahnlinien. Alle Haltestellen sind fußläufig erreichbar und liegen nah beieinander - aber sie sind auch weit genug voneinander entfernt, um nicht alle Fahrgäste, die sonst am Hauptbahnhof einsteigen würden, in einem massigen Personenstrom an eine einzige Ersatzhaltestelle zu schicken. Für die erfolgreiche Fahrgastinformation ist es im Fall der gesperrten Haltestelle MA Hauptbahnhof wichtig, die Fahrgäste gut darüber zu informieren, zu welcher Haltestelle der einzelne Fahrgast muss, um zu der Linie zu gelangen, mit der er an sein eigentliches Ziel kommen kann.

Infobox: Arbeiten auf der Kurpfalz-Brücke

Die gültigen Umleitungen für die Sperrung am Hauptbahnhof bleiben zwar für die gesamte Dauer der Arbeiten zum viergleisigen Ausbau des Knotenpunkts gleich, allerdings gibt es in Mannheim aufgrund von verschiedenen Bauarbeiten über den Sommer noch zeitweise andere Umleitungen, die wiederum in Teilen Mannheims für einen abweichenden Betrieb sorgen. Die gewichtigste Umleitung wird während der Sperrung der Kurpfalzbrücke für Instandhaltungsarbeiten erfolgen, die zwischen Juli und September durchgeführt werden. Hierfür müssen die Stadtbahnlinien, die üblicherweise die Kurpfalzbrücke überqueren, umgeleitet werden. Darüber wird die rnv über die gewohnten Kanäle zeitnah informieren.

Alles wird neu

Auf der Baustelle am Mannheimer Hauptbahnhof ist gerade vieles im Gange. Zuletzt wurden die Fahrgastunterstände der alten Haltestelle Mannheim Hauptbahnhof abgerissen. Alle aktuellen Informationen Baufortschritt sind auf der Projektwebseite zu finden. Da Bilder mehr als tausend Worte sagen, haben wir ein paar Bilder vom Rückbau der Haltestellenanlage angefügt.

Abriss Fahrgastunterstände der rnv-Haltestelle Mannheim Hauptbahnhof - Bild 1
Abriss Fahrgastunterstände der rnv-Haltestelle Mannheim Hauptbahnhof - Bild 2
Abriss Fahrgastunterstände der rnv-Haltestelle Mannheim Hauptbahnhof - Bild 3
Abriss Fahrgastunterstände der rnv-Haltestelle Mannheim Hauptbahnhof - Bild 4
Abriss Fahrgastunterstände der rnv-Haltestelle Mannheim Hauptbahnhof - Bild 5
Abriss Fahrgastunterstände der rnv-Haltestelle Mannheim Hauptbahnhof - Bild 6

Kommentare

06. Juni 2022

gut

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