Unter Strom
Die batterieelektrische Busse des Typs E-Citaro, gefertigt in Mannheim, stehen bereits in den Startlöchern und nehmen in den nächsten Wochen sukzessive den Betrieb auf. Es handelt sich um 12 Meter lange Linienbusse, die über eine Fahrgastkapazität von etwa 75 Personen (Sitz- und Stehplätze) verfügen. Sie werden mit einer Batterie mit einer Kapazität von 441 kWh betrieben, die 2 x 0,87 Meter groß und 450 Kilogramm schwer ist. Im Normalbetrieb ermöglicht sie eine Reichweite von etwa 230 Kilometern. Damit kommen die Busse nahezu doppelt so weit wie die erste Busgeneration mit 120 Kilometern.
Zusätzliche Ladeinfrastruktur notwendig
Sieben der Busse gehen nach Heidelberg, acht nach Mannheim und der mit 15 Fahrzeugen größte Anteil ist für Ludwigshafen vorgesehen. Auf dem dortigen Betriebshof sind bereits 15 Ladepunkte im Busdepot entstanden. So kann die Batterie in der nächtlichen Betriebspause geladen werden. Für Ludwigshafen sind es die ersten Elektrobusse und Ladestationen. Das Werkstattteam und die Busfahrerinnen und -fahrer wurden daher zuvor für den Umgang mit den neuen Fahrzeugen geschult. Die bereits bestehenden Lademöglichkeiten in Mannheim und Heidelberg werden für die neuen Fahrzeuge stark erweitert.
Im Gegensatz zu den bisherigen Ladesäulen, die entfernt an eine Tanksäule erinnern, sind die neuen Ladepunkte platzsparend an der Decke der Abstellhallen untergebracht. Über eine Spindel lässt sich das Ladekabel unkompliziert abrollen und hinter der ersten Tür einstecken. In einer Behausung außerhalb der Hallen ist das sogenannte Last- und Lademanagementsystem untergebracht. Es regelt beim gleichzeitigen Laden mehrere Busse, dass der Strom gleichmäßig und effizient verteilt wird.
Dieselbusse adé
Aufgrund der höheren Batterieleistung kann in Ludwigshafen und Mannheim je Elektrobus ein Dieselbus ersetzt werden. Insgesamt 23 Dieselbusse gehen damit bei der rnv „in Rente“. In Heidelberg sind die Anforderungen aufgrund längerer Strecken und zum Teil starker Steigungen Richtung Odenwald oder Königsstuhl andere. Hier ersetzen die sieben neuen Elektrobusse fünf Dieselbusse. Und noch eine Besonderheit gibt es in Heidelberg: Hier müssen die Einsatzpläne für die Elektrobusse angepasst werden, um den geringeren Reichweiten gerecht zu werden. Im Prinzip werden alle 30 Busse jedoch künftig auf allen Buslinien der drei Städte zum Einsatz kommen und nicht auf spezielle Linien festgelegt sein.
Erfahrungen in Mannheim und Heidelberg
Seit 2019 können die Fahrgäste der rnv auf der Linie 20 in Heidelberg und auf der Linie 67 in Mannheim mit Stadtbussen fahren, die mit 100 % Ökostrom betrieben werden. Drei Busse sind jeweils in Mannheim und Heidelberg im Einsatz. Davon sind jeweils zwei unterwegs, während ein Fahrzeug nachlädt. Neben den positiven Rückmeldungen der Fahrgäste zum ruhigen Fahrgefühl hat sich auch die Fahrzeug- und Ladetechnik im Alltag sommers wie winters bewährt. Zählt man Straßenbahnen, Busse und fips-Fahrzeuge zusammen, hat die rnv mit den 30 neuen Bussen dann insgesamt 240 eigene Fahrzeuge im Fahrgastbetrieb, die rein mit Ökostrom betrieben werden.
Hintergrund
2012 startete die rnv mit kooperierenden Unternehmen das Projekt „Primove“: Erstmals fuhren in Mannheim Elektrobusse, damals mit induktiver Ladeinfrastruktur, verbaut in der Fahrbahn an den Haltestellen. Der Testbetrieb bewährte sich nicht, der Elektromobilität blieb die rnv jedoch treu. Seit 2019 sind sechs vollelektrische Busse mit Depotladung in Mannheim und Heidelberg im Betrieb. Seit 2021 gehören zudem 15 elektrische fips-Fahrzeuge zum Fuhrpark der rnv. Neben 30 weiteren Elektrobussen 2022 ist zudem die Anschaffung von knapp 50 Wasserstoffbussen in den kommenden zwei Jahren geplant.