Zeitreise ins Jahr 1995
Das Jahr 1995 ist für Mannheim mit besonderen Erinnerungen verknüpft: Die Söhne Mannheims wurden gegründet, der Waldhof wurde ein paar Wochen durch den ehemaligen Lautern-Kapitän Hans-Günter Neues trainiert und am 23. September, also heute vor genau 25 Jahren, wurde die Mannheimer „B-Linie“ eröffnet. Und das geschah mit einer großen Feier: mit musikalischem Programm auf drei Bühnen, 30 Ständen mit Essen und Getränken an der damaligen Endschleife in Neckarau West. Da das Datum für diesen Blogbeitrag wie die Faust aufs Auge passt, haben wir uns aufgemacht ins Lager des Nahverkehrsmuseums Depot 5, um alte Fotoalben der MVG (einem Mannheimer Vorgänger zur Rhein-Neckar-Verkehr GmbH) zu wälzen. Für viele Mannheimer, die den Bau und die Eröffnung Mitte der Neunzigerjahre miterlebt haben, werden die nachfolgenden Bilder voraussichtlich Nostalgiegarantie haben – für die Spätgeborenen dürfte es einen Einblick in eine schockierende Frisurenwelt bedeuten, die ihnen erspart blieb.
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Heute vor 25 Jahren wurde an der „neuen“ Endstelle Neckarau West kräftig gefeiert. Schließlich war es die erste Stadtbahnstrecke nach mehr als zwei Jahrzehnten, die neu in Betrieb ging. Nach beinahe genau zwei Jahren Baustelle in den Mannheimer Stadtteilen Lindenhof, Almenhof, Niederfeld und Neckarau sowie dem nicht zu vernachlässigenden Bau der Lindenhofbrücke über die DB-Gleise war die „B-Linie“ komplett. Dabei war die neue Linie der krönende Abschluss eines Maßnahmenbündels für Mannheim, das mit „MVG 2000“ betitelt war und am 24. September als Verkehrskonzept startete. Unter anderem umfasste es auch Direktverbindungen aus Heddesheim und Seckenheim in die Mannheimer Innenstadt. Mit kostenlosen Fahrten und allerlei Tamtam wurden deshalb alle Besucher zum Mitfeiern und Mitfahren animiert.
Einen Radiospot zur Einladung dieser ganz besonderen „MVG 2000“-Feier möchten wir euch nicht vorenthalten.
Mein Gott, wie man damals aussah!
Ein ganz besonderes Schmankerl und eine hübsche Anekdote beinhaltet das Video zur Jungfernfahrt kurz vor der eigentlichen Eröffnung: Dass nämlich der damalige Geschäftsführer der Mannheimer MVV Energie AG, Roland Hartung, bei denen die Verkehrsbetriebe MVG eingegliedert waren, es sich nicht nehmen ließ, die erste Fahrt auf dieser Strecke selbst zu steuern, die er lange Jahre gegen so manchen Widerstand durchboxen musste.
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Ein paar ausgewählte Bilder zur Feier entlang der heutigen Linie 3 zur Haltestelle Neckarau West und weiter zur Rheingoldhalle zeigen, dass keine Mühen gescheut wurden:
Bildquelle: Depot 5/Rudnicki
Die „B-Linie“
Der Name „B-Linie“ bezeichnet die Straßenbahnlinie vom Hauptbahnhof Mannheim durch den Stadtteil Lindenhof bis nach Neckarau und stammte aus alten Plänen der 1960er Jahre, als für Mannheim noch ein U-Straßenbahn-Netz geprüft wurde. Und mindestens so lange tobte in Mannheim auch die Diskussion über den Bau einer ober- oder unterirdischen Stadtbahnlinie. Dabei hatte es vor dem Zweiten Weltkrieg bereits eine Straßenbahn in den Lindenhof gegeben, die aber nach den Kriegszerstörungen nicht mehr fuhr. Erst 1989 gelang der Durchbruch für die Planung der neuen „B-Linie“, als man sich zu ebenerdiger Bauweise mit Gleisverschlingung an den engsten Stellen der Meerfeldstraße entschied und die „U-Bahn-Idee“ hinter sich ließ. Mit dem offiziellen Spatenstich am Lindenhofplatz am 3. September 1993 begannen die Bauarbeiten. Im Zuge der kompletten Baumaßnahme wurden auf vier Kilometer Länge 31.000 Quadratmeter Baufeld geräumt, sechs Kilometer Bordsteine versetzt, 280 Straßeneinläufe platziert und allein für die Lindenhofbrücke 3.000 Kubikmeter Beton verbaut.
So mancher Anwohner entlang der zu verlegenden Gleise wurde während der zweijährigen Bauzeit auf eine Geduldsprobe gestellt, etwa wenn die Straße vor der Haustür lange Monate bearbeitet wurde.
Bildquelle: Depot 5/Lippenberger
Nach der Eröffnung der „B-Linie“, auf der erst einmal die Linie 7 fuhr, wurde das neue Angebot rege genutzt und so gut angenommen, dass die Strecke der heutigen Linie 3 schließlich 1999 bis zur Rheingoldhalle ausgebaut wurde. Deutlich wird bei diesem Blick in die Welt von vor 25 Jahren: Der Ausbau des ÖPNV braucht scheinbar oft einige Jahre länger als angedacht, das Warten hat sich am Ende dann aber auch wahrlich gelohnt.
Abschließend: Besonderer Dank gebührt dem Depot 5, das uns bei der Recherche tatkräftig unterstützt hat und die Suche nach Fotos zu diesem besonderen Jubiläum sehr erleichtert hat. Zudem hat uns das Rhein-Neckar-Fernsehen alte Fernsehbeiträge über die Jungfernfahrt sowie die Feierlichkeiten zukommen lassen – auch danke hierfür!
Infobox
Das Depot 5 ist ein Nahverkehrsmuseum, deren Ausstellungsstücke sich primär mit der Nahverkehrsgeschichte Mannheims befassen, sich zeitlich aber auch auf Zeugnisse aus der Geschichte des schienengebundenen öffentlichen Nahverkehrs aus dem Rhein-Neckar-Raum erstrecken. Es ist am Eingang des rnv-Betriebshofs in der Möhlstraße zu finden. Das Museum wird betrieben durch den Verein FTM-Depot 5 Rhein-Neckar e.V.