Mit dem Elefant in die Bahn
Tiere im ÖPNV sind so eine Sache. Bei Blindenführhunden ist das ganz einfach, der Hund ist speziell trainiert und gehört zum Menschen dazu. Katzen und Hunde, die in ein Körbchen passen und auch größere Hunde sind auch kein Problem, je nach Größe muss eben ein Kinderfahrschein gelöst werden. Aber wie groß darf das Tier werden? Dem Fass den Boden ausgeschlagen hat ein Fall aus Wuppertal.
Für einen Marketing-Gag ließ sich der Zirkus Althoff für den Aufenthalt in Wuppertal etwas ganz besonders einfallen. Die Wuppertaler Schwebebahn gilt als Wahrzeichen der Stadt, sie wurde bereits 1901 eröffnet. Der Zirkus ließ eine Elefantenkuh die Schwebebahn besteigen, um für sein Wuppertaler Gastspiel zu werben. Für die junge Elefantenkuh Tuffi mit ihrem Begleiter wurden fünf Fahrkarten zweiter Klasse gelöst, vier für das Tier und eine für den Begleiter Franz Althoff. Am Gewicht gemessen ein ziemlich guter Preis, wiegt eine junge Elefantenkuh schon rund eine halbe Tonne und damit so viel wie sechs (!) Menschen.
The Elephant Fall in Wuppertal
Neben der Elefantenkuh Tuffi und ihrem Begleiter war der Wagen auch noch voller Journalisten und die Enge machte dem Tier zu schaffen. Es kam, wie es kommen musste: Tuffi konnte sich nicht drehen, geriet durch die Fahrzeuggeräusche in Panik und zerdrückte einen Sitz, bevor sie durch die Seitenwand des Wagens – man möchte schreiben, wie durch Papier – nach draußen sprang. Die Bahn befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa zehn Meter über einem Kanal der Wupper, die an der Stelle knapp 50 cm tief Wasser führt.
Wie durch ein Wunder kam Tuffi nach ihrem wahnsinnigen Sprung aus der Schwebebahn mit ein paar Schrammen davon, weil sie in einem besonders matschigen Bereich der Wupper auf ihrem Hinterteil landete. Alle übrigen Schwebebahnfahrer, manche mit Blessuren durch das Gedränge mit der Elefantendame, mussten erst bis zur nächsten Haltestelle fahren, bis sie aussteigen konnten. Die Stelle ihres Sprungs ist noch heute markiert durch einen Elefanten, der auf eine Hallenwand gemalt wurde.
Die lieben Tierchen
„Und darf ich nun bei der rnv mein Tier mitnehmen?“ Unser Umgang mit Haustieren ist ziemlich simpel: Natürlich nehmen wir Fahrgäste mit, wenn sie mit ihren tierischen Freunden unterwegs sind – wichtig ist nur, dass der Betrieb durch das Tier nicht gestört wird und andere Fahrgäste nicht bedroht werden. Außerdem brauchen Tiere, die nicht in Transportboxen sind, einen Kinderfahrschein. Ausnahme: Blindenführhunde und Begleithunde für Behinderte sind kostenlos, wenn der Behindertenausweis entsprechend gekennzeichnet ist. So weit so einfach. Aber Elefanten gehen in keine Straßenbahn und keinen Bus. Punkt.
Die Geschichte mit der Elefantendame Tuffi in Wuppertal, so wahnsinnig sie klingt, ist übrigens wahr und so im Juli 1950 passiert. An dieser Stelle ist zu betonen: Was für eine dumme und tierquälerische Idee ist es doch, ein so großes Zootier in ein so „kleines“ Behältnis wie eine Schwebebahn zu zwängen. Tuffi hat den Wuppersprung übrigens ziemlich gut weggesteckt, sie wurde 43 Jahre alt.
Auch bei uns in der Redaktion hat die Geschichte inspiriert. Unsere eigene Interpretation der jungen Elefantendame Tuffi wollen wir euch zum Schluss natürlich auch nicht vorenthalten...