Sarah Herrmann

am 14. Dezember 2022

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Straßenbahn in Schneegestöber

Alle Jahre wieder. Jedes Jahr das gleiche.

Irgendwie ist es doch jedes Jahr das gleiche, daher sollte man eigentlich meinen, bekannte Dinge werfen einen nicht so schnell aus der Bahn. Doch weit gefehlt. Jedes Jahr ergibt sich aufs Neue das bekannte Bild: Kaum fallen die ersten Flocken vom Himmel, ist es da, das reinste Verkehrschaos. Natürlich inklusive Staus und Rutschpartien auf nasser, matschiger oder vereister Fahrbahn, die oft (hoffentlich) in kleineren Unfällen gipfeln – und nicht zu vergessen: Inklusive der Bahnen und Busse, die mal wieder zu spät oder sogar gar nicht kommen. Typisch! Man könnte meinen, es schneie jedes Jahr und man könne sich doch auf die kalte Jahreszeit und das nicht vermeidbare frostige Wetter vorbereiten. Aber ist das wirklich so simpel?

Hilfe, es schneit!

Spaß beiseite. Fakt ist: Tatsächlich kommt es bei Schnee und Eis vor, dass unsere Stadt- und Straßenbahnen sowie Busse verspätet an- und abfahren oder einzelne Fahrten entfallen. Fakt ist aber auch: Oft liegen diese Verspätungen oder gar Ausfälle nicht (allein) an uns. Sobald es schneit und bevor der erste Schnee vor allem in den frühen Morgenstunden geräumt wurde, haben viele Autofahrer doch ihre lieben Mühen und Probleme im Straßenverkehr. Die Straßen glatt und rutschig, eingeschränkte Sicht durch fallenden Schnee. Da kommt es schnell zu Staus oder schlimmerem, Autos oder LKWs blockieren nicht nur sich gegenseitig, sondern beispielsweise auch Straßen und Kreuzungen – und unsere Bahnen und Busse sind mittendrin. Geht es für das Auto nicht weiter, kann es für einen Bus logischerweise auch nicht weiter gehen. Das Verkehrschaos ist also komplett.

Gut gerüstet ist halb gefahren?

Doch auch wenn der Schnee in unseren Lagen oft auf sich warten lässt – und wenn er dann mal da, seine Anwesenheit nur von kurzer Dauer ist – bereiten wir uns jedes Jahr auf die kalte Jahreszeit vor, damit unsere Bahnen, Busse und die Infrastruktur für die frostigen und verschneiten Tage gut gerüstet sind und unsere Fahrgäste an ihr Ziel bringen können.

Vereiste Oberleitung der Straßenbahn

Eisfahrten? Eisfahrten!

Sie sind im Winter der Schrecken jeder Straßenbahnfahrerin und jedes -fahrers: Vereiste Oberleitungen, die im schlimmsten Fall für einen Ausfall der Elektronik und somit für einen Stillstand der Straßenbahnen sorgen. Damit dies nicht passiert, finden schon seit einigen Jahren sogenannte Eisfahrten im gesamten rnv-Verkehrsgebiet statt – Nacht für Nacht mit einem speziell aufgerüsteten Fahrzeug, das die Oberleitungen mit Hilfe einer im Stromabnehmerbügel eingebauten Sprühautomatik mit Frostschutzmittel besprüht. Die speziellen Fahrten gibt es den gesamten Winter über. Sie halten die Oberleitungen auch bei frostigen Temperaturen eisfrei und damit letztendlich den Betrieb der rnv am Laufen.

Nähere Informationen zu den Eisfahrten haben wir vor ein paar Jahren in einem Video festgehalten:

Mach‘ mal die Heizung an

Schnee und Eis machen nicht nur den Oberleitungen zu schaffen, sondern auch den Weichen. Während die Straßenbahnen über die Gleise rollen, sorgen die Weichen im Verkehrsgebiet Tag für Tag, meistens von den Fahrgästen unbemerkt, dafür, dass auf der Fahrt von A nach B die Richtung stimmt. Gerade aber im Winter ist das bei frostigen Temperaturen nicht selbstverständlich, denn Eis und Schnee können durchaus die Funktion der Weichen stören – und letztendlich damit auch den Stadtbahn- bzw. Straßenbahnverkehr.

Und damit es soweit überhaupt erst gar nicht kommt, sind unsere Weichen im Verkehrsgebiet mit einer sogenannten Weichenheizung ausgestattet, die das Festfrieren der beweglichen Teile der Weichen verhindert und damit die „Umstellbarkeit“ dieser auch bei niedrigen Temperaturen sichern soll.

Straßenbahnen und eingeschneite Weichen

Winter Wonderland

Unser Fuhrpark besteht selbstverständlich und bekannterweise nicht nur aus schienengebundenen Fahrzeugen. Unsere Busse haben im Winter zwar nicht mit vereisten Oberleitungen oder eingefrorenen Weichen zu kämpfen, dafür aber mit Schnee und Eis – oder zumindest mit dem, was davon übrigbleibt. Gerade in den frühen Morgenstunden, also bevor der erste Räumungsdienst der Städte durch ist, können diese Witterungsverhältnisse Auswirkungen auf den Linienverkehr haben. Stichwort: Stau. Aber nicht nur der kann bei verschneiten und frostigen Bedingungen für die ein oder andere Verspätung sorgen. Sollte es viel und heftig schneien oder das Wetter die Straßen in eine Eisfläche verwandeln, gibt es gerade im Verkehrsgebiet Heidelberg in den höheren Lagen für die Busse der „Berglinien“, also Buslinien, die beispielsweise auf dem Königstuhl, in Richtung Köpfel oder auch Wilhelmsfeld unterwegs sind, kein Durchkommen, bis der Winterdienst den Weg freigeräumt hat. Wir stehen bei Winterwetter übrigens ständig in Kontakt mit den örtlichen Winterdiensten. Die Sicherheit der Fahrgäste geht hier klar vor.

Keep Rollin‘

Moment mal, Schnee? Berglinien? Schneeketten benötigen die Busse dennoch nicht. Die Busreifen der rnv sind Ganzjahresreifen. Demnach können unsere Busse das gesamte Jahr, Sommer wie Winter, mit den gleichen Reifen unterwegs sein. Kleine Zahl am Rande: 920! So viele Reifen müsste die rnv insgesamt vorhalten, wenn wir zwischen Sommer- und Winterreifen wechseln müssten. Ganz schön viele Reifen, die ganz schön viel Platz benötigen würden. Das entscheidende an den Ganzjahresreifen ist das sogenannte „Alpine-Symbol“. Wenn Reifen dieses besitzen, dann gelten sie als wintertauglich, dürfen also im Winter gefahren werden und genügen der Winterreifenpflicht bei Eis, Schnee und Glätte. Das Alpine-Symbol, ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke, ersetzt übrigens auf dem Reifen das M+S-Symbol (Matsch und Schnee) und gilt seit dem 1. Januar 2018 für jeden neuproduzierten Winter- oder Ganzjahresreifen.

Dennoch bleibt am Ende festzuhalten: Trotz Vorbereitung auf den Winter und moderner Technik können Schnee, Eis und Kälte zu Verspätungen oder gar Fahrtausfällen führen, da beispielsweise das Ein- und Aussteigen länger dauern kann als an schneefreien Tagen, unsere Fahrzeuge aufgrund der Witterungsverhältnisse teilweise langsamer fahren oder dem Winterdienst in Extremfällen den Vortritt lassen müssen – oder eben schlichtweg mit den anderen Autos im Stau stehen.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text wurde zuerst am 9. Dezember 2020 veröffentlicht.

Kommentare

31. Dezember 2022

Zwei Jahre (!) später ...

... hat die rnv die unten erwähnten Probleme mit der start.info-App immer noch nicht in den Griff zu bekommen. Mittlerweile ist die Bewertung im Google Play-Store auf extrem niedrige 2,3 abgerutscht. Immerhin wird seit vier Monaten durch die rnv in Kommentaren anerkannt, dass es ein Problem mit den Ladezeiten gibt und mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet wird - es bleibt leider bei Beschwichtigungen und Ankündigungen. Das zeigt einmal mehr, wie wenig wichtig der rnv eine zuverlässige Fahrgastinformation ist. Jedes andere Unternehmen hätte längst die Reißleine gezogen und eine funktionierende App zur Verfügung gestellt. Schade, da durch die massiven Zuverlässigkeitsprobleme der rnv in letzter Zeit eine Fahrgastinformation wichtiger denn je wäre.


24. Dezember 2020

Fahrgastinformation ...

... wird hier leider überhaupt nicht erwähnt, offensichtlich bei der rnv nur ein Randthema. Dabei macht es für die Fahrgäste durchaus einen Unterschied, ob sie wissen, dass in 10 Minuten eine Bahn kommt, oder ohne jegliche Information schlimmstenfalls stundenlang in der Kälte stehen. Oft dauert es viel zu lange, bis Fahrtausfälle im System eingepflegt sind und angezeigt werden. Um auch auswärtige Fahrgäste stets zuverlässig zu informieren, sollte die rnv sich endlich darum kümmern, ihre Informationen auch rechtzeitig der DB für den DB Navigator zur Verfügung zu stellen (Stand 24.12. ist beispielsweise der Lockdown-Fahrplan nach Weihnachten immer noch nicht im DB-Navigator angekommen). Gerade Auswärtige installieren sich nicht die Start.Info-App, die zudem mit unter 2,5 Sternen schlechter bewertet ist als 95% aller verfügbaren Apps (siehe Statista zur Verteilung der Bewertungen Juni 2020). Mehr Informationen, wie die rnv in Zukunft aktiv dafür sorgt, dass absehbare Fahrplanänderungen in Zukunft früher im DB Navigator ankommen, gerne als Kommentarantwort. Und nein, es ist nicht Aufgabe der Fahrgäste, sich darum zu kümmern.

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