Victoria Pfaff

am 27. Oktober 2020

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Streetart am Hauptbahnhof in Mannheim von Jens Richter - Projekt Stadt Wand Kunst

Fahrtziel: Kunst

Malediven, Mallorca, Mecklenburg-Vorpommern – bei vielen von uns ist die Urlaubsplanung in den letzten Monaten auf Nahziele heruntergeschrumpft. Höchste Zeit also, die Schönheit im Umfeld zu suchen und die aufkommende Herbstdepression mit leuchtenden Farben zu vertreiben. Die sind inzwischen an immer mehr Hausfassaden in der Metropolregion zu bewundern: Mural, übersetzt „Wandgemälde“, heißt diese besondere Form der Streetart. Sie bringt die Kunstwerke von Sprayern richtig groß raus. Die meisten Murals in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen sind mit unseren Bussen und Bahnen ganz einfach zu erreichen. Los geht’s also mit einer kleinen Rundfahrt auf den Spuren der Fassadenkunst – alles open-air und ohne Eintritt.

Streetart am Hauptbahnhof in Heidelberg von PichiAvo

Heidelberg: Historie meets Gegenwart

Wer an unserer Haltestelle Heidelberger Hauptbahnhof ankommt, den trennen nur noch wenige Schritte in die Bahnhofshalle vom neuesten Mega-Kunstwerk der Stadt: An der Stirnseite in der Bahnhofshalle prangt „Ganymed und der Adler“ des spanischen Sprayerduos PichiAvo. Das etwa 10 Meter auf 15 Meter große Mural, bringt griechische Mythologie mit Graffitimotiven zusammen und ist ein großartiges Gegenstück zu dem 50er-Jahre Sgraffito (das ist kein Schreibfehler) gegenüber, das man als regelmäßiger Bahnhofsbesucher schon gar nicht mehr richtig wahrnahm.

Von Müllkunst zu märchenhaften Tieren

Jedes Jahr entstehen neue Murals beim Heidelberger Metropolink Festival. Sie sind im ganzen Stadtgebiet zu finden, zum Beispiel auch an der Haltestelle Römerkreis Süd, erreichbar mit der Linie 24. 2016 hat der peruanische Künstler Danny Figueroa unter dem Pseudonym WESR an der Hauswand der Römerstraße 15 eine surrealistische Riesenfigur mit Hut geschaffen, die trotz des täglichen Verkehrswahnsinns am Knotenpunkt Römerkreis ziemlich cool bleibt. Weiter geht es mit Linie 23 oder 24 in Richtung Rohrbach-Süd. Ausstieg ist an der Haltestelle Rheinstraße. Nach etwa 5 Fußminuten in Richtung Römerstraße erreicht man die Kapelle der ehemaligen US-Kaserne Mark Twain Village. Im Jahr 2018 hat sie der Lissabonner Künstler Bordalo II mit einer seiner Trash-Animal-Figuren verschönert, mit denen er auf die zunehmende Verschmutzung durch Müll aufmerksam machen will. Eine Fahrt mit der Buslinie 29 ab der Haltestelle Nansenstraße in Richtung Bismarckplatz führt vorbei an einem surrealistisch-verträumten Tier des spanischen Künstlers Limow in der Philipp-Otto-Runge-Straße 1/Ecke Römerstraße (Zwischenhalt Feuerbachstraße). Ab dem Bismarckplatz lassen wir uns von der Linie 22 bequem zurück zum Südzugang des Hauptbahnhofs bringen und bewundern aus dem Fenster heraus ein überdimensionales Testbild von Andreas von Chrzanowski (aka „CASE“) und Markus Genesius (aka „WOW123“) in der Ringstraße.

Stadt-Wand-Kunst in Mannheim

Wir steigen in die Linie 5 nach Mannheim. Mit dem Segen der Stadtverwaltung und unter der Leitung der Alten Feuerwache sind im Projekt Stadt.Wand.Kunst bisher Dutzende eindrucksvolle Wandmalereien entstanden. Wir steigen an der Haltestelle Marktplatz aus und wenden uns in Richtung Nordwesten. Im Bereich der G- und F-Quadrate befinden sich einige der bekanntesten Motive von Stadt-Wand-Kunst, wie das allererste Mannheimer Mural von Herakut ("My Superhero power is forgiveness", F6, 1-5), ein Bild des Beiruter Künstlers Yazan Halwani („The inevitability of leaving things behind“, F6, 12), das auf einem Foto von Luigi Toscano basierende Mural "Gegen das Vergessen" von Akut (F5 6) oder – aus diesem Jahr – das lustigbunte "Feel Like Home" von The Caver (F7 5-13).

Abstecher in die Neckarstadt-West

Nach einem Rundgang nehmen wir an der Haltestelle Dahlbergstraße die Linie 2 in Richtung Neckarstadt West. In der Mittelstraße begegnet uns ein Mural von 1010, das durch seine ausgeklügelte Perspektive einen Einblick ins Innere des Hauses zu gewähren scheint. Unterwegs sind Abstecher zu einem von Peeta optisch „verbogenen“ Einfamilienhaus in der Zehntstr. 1 und „Jump through time“ (Dalí lässt grüßen!) von Waone Interesni Kazki (Itzsteinstraße 1-3) möglich. Ab der Haltestelle Neckarstadt West empfiehlt sich ein Rundgang durch die GBG-Siedlung an der Zeppelinstraße. An den Stirnseiten der Siedlungshäuser sind in den letzten Jahren vier Murals entstanden. An der Haltestelle Neuer Meßplatz steigen wir wieder in die Stadtbahn (Linie 1 oder 3) und lassen uns zum Hauptbahnhof bringen. In der Unterführung zu den Bahngleisen ist vor rund einem Jahr ein gigantischer Fisch entstanden, der zwischen Birkenstämmen durchzuschwimmen scheint. „Unterwegs“ lautet der passende Titel des Wandbilds von Jens Richter.

Ludwigshafen blüht auf mit MURALU

Wir wählen an der Haltestelle Hauptbahnhof Mannheim eine Stadtbahn der Linie 4/4A und wechseln die Rheinseite. Unser Ziel ist der Ludwigshafener Hauptbahnhof, der nach langem Dornröschenschlaf mit frischen Farben überrascht. In einer großangelegten Aktion hat die Deutsche Bahn mithilfe des Wiesbadener Künstlerteams „Buntic Media“ gerade die Fußgängerunterführungen mit Graffitis verschönert. Und so stehen nun Kühe auf der Weide und Blumen sprießen, wo vorher nur grauer Beton war. Wir tauchen wieder auf und nehmen die Stadtbahnlinie 10 bis zur aktuellen Endhaltestelle der Bahn am Ebertplatz. Dort durften sich im September im Rosengarten – ganz legal, versteht sich – Sprayer aus der Region austoben, darunter auch Limow und Jens Richter. Mit der Linie 10 geht es wieder zurück zum Hauptbahnhof und von dort aus mit der Buslinie 75 in drei Minuten zur Rhein-Galerie. Dort befindet sich der Hauptsitz der Sparkasse Vorderpfalz (Ludwigstraße 52) dessen Fassade das Künstlerteam Parisko und Blaqk gerade erst mit dem Mural „Moneybox“ verwandelt hat. Sowohl die Ebertpark-Graffitis als auch das Mural der Sparkasse Vorderpfalz sind auf Initiative des Wilhelm-Hack-Museums entstanden. Im Rahmen der Initiative MURALU sollen in Ludwigshafen noch weitere Streetart-Kunstwerke entstehen, die die Stadt verschönern. Das Projekt wird auch Bestandteil einer für Herbst 2021 im Wilhelm-Hack-Museum geplanten Ausstellung zur Streetart sein.

Lust auf mehr Murals?

Und damit beenden wir unsere Streetart-Runde durch das rnv-Gebiet. Wer auf den Geschmack gekommen ist, findet in diesen Stadtkarten von Heidelberg und Mannheim weitere sehenswerte Murals. Alle Infos zur Ludwigshafener Initiative MURALU gibt es hier: https://www.wilhelmhack.museum/de/museum/muralu.

Lust auf mehr rnv?

Das rnv-Team hat Neuigkeiten in petto! An dieser Stelle gibt’s bald was auf die Ohren. Seid gespannt und schaut beziehungsweise hört am kommenden Mittwoch wieder vorbei.

Kommentare

04. März 2022

rnv Writing Team

Antwort an Dagmar Schmitt-Thurner: Hallo Frau Schmitt-Thurner, vielleicht können die Organisatoren vom Metropolink-Festival (https://www.metropolink-festival.de/) weiterhelfen. Viele Grüße vom rnv Writing Team


03. März 2022

Dagmar Schmitt-Thurner

Hallo community, am letzten Wochenende entstand an der Südseite der Ernst-Walz-Brücke eine wunderbare Arbeit zum Ukraine-Konflikt (siehe RNZ Artikel vom 02.03.2022). Ich arbeite in der Kunstbranche und suche den Kontakt zum Künstler, viele Menschen sind absolut begeistert von dem Bild. Da ich weder bei facebook, instagramm o.a. Medien bin, bitte ich um Info zum Künstler (Initialen sind in kyrillisch PR-ER o.?) oder der Künstler möge sich doch bitte beim Kulturförderverein Hirschberg e.V. melden, mein Name ist Dagmar Schmitt-Thurner. Vielen Dank vorab. Freue mich auf Rückmeldungen

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