Altes Eisen
Die Deutschen lieben ihr Bargeld, heißt es immer wieder, gerade im europäischen Vergleich. Wir gehören eindeutig zu den Langsameren, wenn es um den Wandel des Bezahlverhaltens hin zu bargeldlosen Methoden geht. Noch 2019 ergab eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Civey (durchgeführt für das Magazin „Der Spiegel“), dass Bargeld weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen ist – und das unabhängig vom Alter. Im Geschäft Bezahlen per Handy-App fristet in der Bundesrepublik hingegen ein klares Nischendasein. Deutlich wird diese Begeisterung für Münzen und Scheine auch an unseren rnv-Haltestellen – oder besser gesagt: WURDE. Schließlich verschwinden dieser Tage aus dem Verkehrsgebiet der rnv die letzten Fahrscheinautomaten, bei denen nur mit Bargeld bezahlt werden konnte. Und mitnichten sind diese von anno Tobak, es handelt sich um Automaten, die 2002 in Betrieb gegangen sind.
Ganze 160 alte Automaten vom Typ expert wurden nun also durch 160 ganz neue Automaten vom Typ ST|50 ersetzt. Diese wurden in den vergangenen Monaten nach und nach im gesamten rnv-Verkehrsgebiet an Haltestellen mit alten expert-Automaten aufgestellt. Mit den neuen Fahrausweisautomaten ermöglichen endlich restlos alle Fahrkartenautomaten der rnv die Kartenzahlung. Besonderheit dieser neuen Automaten ist eine Warenkorbfunktion: Damit können mehrere verschiedene Fahrkarten ausgewählt werden und erst zum Schluss wird die Auswahl bezahlt. Wer mehrere Fahrkarten kaufen will, muss sich nicht immer wieder von Anfang an durch das Menü drücken. Das neue Modell hat – ebenso wie auch der direkte Vorgänger, das Modell E9200 – spezielle Bedienmöglichkeiten für seheingeschränkte Menschen: Beide Automatenmodelle können dem Benutzer bei Bedarf den eingeblendeten Text auf Deutsch oder Englisch vorlesen. Außerdem wird ebenfalls bei beiden Modellen mit der niedrigen Anbringung der Bedienelemente Barrierefreiheit großgeschrieben.
Während die neuen Automaten beim Aufbau mit Samthandschuhen angefasst werden, kann das "alte Eisen" nach dem Abbau auch unsanfter zur Entsorgung transportiert werden.
Alles muss mal erneuert werden
Mit dem nun abgeschlossenen und etwa seit Dezember 2019 (mit einer Corona-bedingten Pause) laufenden Aufbau der 160 neuen Automaten vom Typ ST|50 sind knapp 40 Prozent aller 435 Fahrkartenautomaten im rnv-Verkehrsgebiet Neugeräte. Es sind damit in Zukunft drei verschiedene Modelle an den Haltestellen zu finden: Erstens die kantigeren E900, die 2007 in Betrieb genommen wurden, von denen derzeit noch etwa 50 Stück zu finden sind und die nun die „neuen Alten“ sein werden. Zweitens das Modell E9200 mit dem ovalen „Tickets“-Schild an der Stirnseite, welches 2014 in Betrieb genommen wurde und das mit mehr als 210 Stück den verbreitetsten Automatentyp darstellt. Und schließlich drittens, die neuen ST|50, die als Nachfolgemodell sehr ähnlich wie die E9200 aussehen. In Zukunft wird dieser Automat zudem noch einige der E900-Exemplare ersetzen.
Alle drei Automaten nebeneinander: Von links nach rechts, alt zu jung.
Schließlich noch ein Hinweis auf eine weitere, ganz besondere Funktion der Fahrausweisautomaten, die hoffentlich so selten wie möglich genutzt werden muss: Mit dem Abschluss der Austauschmaßnahme sind sämtliche Automaten im rnv-Verkehrsgebiet mit einer Notruf-Taste und Videoaufzeichnung ausgestattet. Drückt der Benutzer den entsprechenden Knopf, wird er per Mobilfunk-Anbindung direkt in die Notrufzentrale der Polizei durchgestellt, als hätte er oder sie die 110 gewählt. Da in jedem Automaten eine zusätzliche Mobilfunk-Karte installiert ist, kann sich der Automat mit seiner individuellen Rufnummer mit einem Notruf bei der Polizei melden, die somit sofort den genauen Standort des Automaten kennt.