Clara Legner und Nemea Holme, zwei Schülerinnen der neunten Klasse des Ludwig-Frank-Gymnasiums in Mannheim, haben im Rahmen eines „Jugend forscht“- Projekts die Gefahren untersucht, die durch unachtsam weggeworfene Zigarettenkippen entstehen. Zu diesem Zweck haben die beiden Schülerinnen ein Infoplakat erstellt und mit Unterstützung der rnv in Vitrinen an den Mannheimer Haltestellen Universitätsklinikum und Bonifatiuskirche ausgehängt. Zudem haben sie im Zuge des „Jugend forscht“-Projekts einen Sammelbehälter für die beiden Haltestellen konstruiert, in dem Zigarettenkippen ordentlich entsorgt werden können.
Dieser Beitrag wurde von Clara Legner und Nemea Holme erstellt und redaktionell bearbeitet vom rnv-Blog-Team.
Fluppe, Kippe, Sargnagel
Dass das Rauchen von Zigaretten schädlich ist, wissen wir alle. Dazu kommt, dass viele Raucher ihre Zigarettenstummel auf den Boden werfen. Das sieht nicht nur unschön aus, die Stummel sind auch giftig für Pflanzen, Kinder oder Tiere. Mit dieser Thematik wollten wir uns im Rahmen von „Jugend forscht“ genauer beschäftigen.
Bei Recherchen zur Problematik haben wir folgendes herausgefunden: Auf der Welt werden jährlich circa 6,5 Billionen Zigaretten geraucht und geschätzte 4,5 Billionen der Kippen landen danach auf dem Boden. Auch in Deutschland sind die Zigarettenstummel ein riesiges Problem. 2017 wurden in Deutschland täglich 208 Millionen Zigaretten konsumiert und nur etwa ein Drittel der Zigarettenkippen wurde nach dem Rauchen ordnungsgemäß entsorgt. Die restlichen landeten auf dem Boden. Das Entfernen von diesen Zigaretten geschieht im Allgemeinen über die kommunalen Abfallbeseitigungsdienste. Die Kosten werden über die Abfallgebühren auf alle Einwohner der Gemeinden umgelegt. So zahlen also auch Unbeteiligte dafür, dass andere ihre Kippen nicht in den Müllbehältern entsorgen. Viele Städte haben mittlerweile Bußgelder für das Wegwerfen von Zigarettenstummeln eingeführt. Das Problem „Weggeworfene Kippen“ wurde also durchaus als solches erkannt. Allerdings zeigen die Bemühungen, etwas an diesem Zustand zu ändern, bisher noch keine große Wirkung. Dabei sind die Auswirkungen zum Teil sehr schlimm:
- Kleine Kinder können sich vergiften, wenn sie die Stummel in den Mund stecken.
- Tiere verwechseln sie mit Futter: Sie verhungern mit vollem Magen oder vergiften sich und ihre Jungen mit den Schadstoffen.
- Bodenbakterien und Gewässerorganismen werden geschädigt.
Üble Überbleibsel
Dass Zigarettenkippen auch schädlich für Pflanzen sind, haben wir mit eigenen Experimenten nachgewiesen. Wir haben in mehreren Versuchsreihen die Wirkung von unterschiedlichen Konzentrationen auf Kresse untersucht.
Wie man bei allen drei Versuchen erkennen konnte, ist die Kresse umso schlechter gekeimt, je mehr Zigaretten im Wasser waren.
Und anhand der Fotos kann man auch gut erkennen, dass die Kressepflanzen, die mit 20 Zigaretten pro Liter Wasser gegossen wurde, mit Abstand am kleinsten waren. Je weniger Zigaretten im Wasser zum Gießen enthalten waren, desto höher und kräftiger wuchsen die Pflanzen
Vor allem aber wollten wir mit unserem Projekt herausfinden, ob es Möglichkeiten gibt, die Raucher dazu zu bringen, ihre Zigarettenkippen nicht mehr auf den Boden zu werfen, sondern sie ordnungsgemäß zu entsorgen.
Der Ablauf sah so aus:
- Zuerst wollten wir an bestimmten Orten über mehrere Wochen regelmäßig die Anzahl der weggeworfenen Kippen erfassen und diese entsorgen.
- Anschließend wollten wir mit Infoplakaten auf die Gefahren hinweisen und weiterhin regelmäßig die Zigarettenkippen zählen.
- Schließlich wollten wir spezielle Sammelbehälter konstruieren und anbringen und erneut überprüfen, wie sie sich auf die Anzahl der weggeworfen Kippen auswirken.
Diese Untersuchungen haben wir an zwei Straßenbahnhaltestellen in Mannheim durchgeführt: Am „Universitätsklinikum“ und an der „Bonifatiuskirche“. Unterstützung bekamen wir dabei durch Frau Sonja Regenauer von der rnv: Vielen Dank dafür!
Wir zählten zunächst in wöchentlichen Abständen die Zigaretten an beiden Haltestellen und sammelten die Kippen in einem Eimer ein, damit wir sie nicht doppelt zählten. Wir haben nur die Kippen auf den Bahnsteigen aufgehoben, nicht die im Gleisbett. Wir waren erschrocken, wie viele Kippen auf den Bahnsteigen, die auf den ersten Blick recht sauber wirkten, herumlagen. Noch mehr hat es uns schockiert, dass nach einer Woche wieder annähernd die gleiche Menge da lag wie vorher.
Nun entwarfen wir Plakate, auf denen wir vor den Gefahren durch weggeworfene Zigarettenkippen warnten. Diese wurden von der rnv ausgedruckt und in die Vitrinen im Inneren der Wartehäuschen aufgehängt. Wir zählten weiterhin wöchentlich und waren erfreut und überrascht, dass wirklich eine Veränderung eintrat. Vor allem in den Wartehäuschen mit den Postern fanden wir deutlich weniger Kippen, als in den Wochen zuvor. In einiger Entfernung von den Plakaten waren keine Unterschiede zu sehen.
Ein KEK für die Forschung
Am Steig 2 der Haltestelle Uniklinikum befestigten wir nach einer Woche zusätzlich zu den Plakaten noch einen speziellen Sammelbehälter. Um die Leute besonders zu motivieren, ihren Abfall hier zu entsorgen und nicht auf dem Boden, befindet sich darauf immer eine Abstimmungsfrage. Mit seinem Abfall kann man für eine von zwei Antworten stimmen. Unseren „Kippen-Entsorgungs-Kasten“, kurz KEK, haben wir selbst gebaut. Dazu verwendeten wir einen Briefkasten. In die Klappe bohrten wir zwei Löcher, in die die Zigaretten geworfen werden können. Vorne bauten wir Plexiglas ein, damit man die eingeworfenen Zigaretten auch sehen kann. Innerhalb des Kastens trennt eine Wand die beiden Seiten, damit die Antworten auf Abstimmung sich nicht vermischen. Weiterhin zählten und sammelten wir wöchentlich die Kippen.
Auf den folgenden Diagrammen sieht man, dass das Konzept funktioniert hat:
Man sieht, dass nach dem Aufhängen der Plakate die Zahlen niedriger werden. Vor allem in den Wartehäuschen lagen viel weniger Kippen als vorher. Ob das wirklich mit unseren Plakaten zusammenhängt oder ob es andere Gründe hat, wissen wir natürlich nicht. Es sind uns aber keine anderen Faktoren eingefallen, die diese Auswirkung gehabt haben könnten. Daher vermuten wir, dass die Informationen die Menschen schon zu einer Verhaltensänderung gebracht haben. Das könnten wir mit dem Aufhängen weiterer Plakate, auch in anderen Städten, bestätigen. Oder es war den Rauchern vielleicht einfach peinlich, vor dem Plakat die Kippen auf den Boden zu werfen. Mittlerweile können wir beobachten, dass auch der KEK gut angenommen wird und wirkt: Er ist immer gut gefüllt. Leider werden die Fragen, für deren Antwortmöglichkeiten man sich dann mit seiner Kippe entscheiden kann, aber immer sehr schnell wieder abgerissen.
Insgesamt glauben wir, dass unser Poster und der KEK die Menschen schon zu einem etwas bewussteren Umgang gebracht haben. Da wir nicht wollen, dass unser Projekt nach einem Jahr einfach so endet und noch immer nichts gegen die Zigarettenstummel unternommen wird, haben wir E-Mails an mehrere Lokalpolitiker geschickt. Darin haben wir von unseren Untersuchungen und Ergebnissen berichtet und sie darum gebeten, an allen Haltestellen Infoplakate aufzuhängen. Wir hoffen sehr, dass sich hier etwas tut.
Mit unserem Projekt sind wir Regionalsiegerinnen bei „Jugend forscht“ geworden. Ende März treten wir mit unserem Forschungsprojekt beim Landeswettbewerb in Stuttgart an. Drückt uns die Daumen!