Rhein-Neckar-Tram im Sommer
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Sommer im ÖPNV

„Macht mal die Klimaanlage an!“

Florian Benz

am 21. August 2024

Lydia Dartsch
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Dies ist ein aktualisierter Repost. Der ursprüngliche Blogbeitrag wurde erstmals am 28. Juni 2019 von Florian Benz veröffentlicht.

Die Bahnen sind neu, das Thema ist ein altes: Trotz hoch moderner Klimaanlagen in den neuen Rhein-Neckar-Trams stöhnen so manche Fahrgäste in diesen Wochen bei Außentemperaturen bis zu 35 Grad. Statt mit gutem Gefühl mit uns unterwegs zu sein, haben sich wohl so manche unfreiwillig an den Gang in die Sauna erinnert. Dabei ist Abkühlung in Bussen und Bahnen – auch in den neuen Fahrzeugen – keine triviale Aufgabe.

Busse und Bahnen heizen sich mit großen Fenster- und Türflächen schnell auf. Hinzu kommen viele Menschen, deren Abwärme im vollen Fahrzeug auch nicht unterschätzt werden sollte. Kein Wunder, dass viele Fahrgäste in unseren Social Media Kanälen schreiben „Macht mal die Klimaanlage an!" …Wenn es eine Klimaanlage gibt, dann ist sie auch eingeschaltet. Und läuft so gut sie kann. Zwar haben einige Fahrzeuge der älteren Semester keine Klimaanlage eingebaut, deren Fenster lassen sich aber öffnen.

Klimaanlage oder Fenster

Häufig wundern sich die Fahrgäste: „Bahnen ohne Klimaanlage müssen doch nachgerüstet werden können, oder?" Leider nein. Eine Klimaanlage für den Fahrgastraum ist kein kleines Kästchen, sondern ein ganz schöner Apparat. Ein Aufsatz wäre schlicht zu schwer für das Fahrzeug, das dann wiederum technisch vor ganz neue Herausforderungen gestellt würde – es wäre einfach keine sichere Fahrt mehr gewährleistet. Hier hilft nur Fenster auf und den Fahrtwind hineinlassen. Bei den extremen Temperaturen derzeit hat diese „mechanische" Kühlung auch so manchen Vorteil gegenüber der „elektronischen" Klimaanlage. Schließlich schlägt die Hitze auf die gesamte Technik und darunter leidet auch die Klimaanlage, die gegen einige ungünstige Faktoren ankämpfen muss.

Die Sache mit dem Anhalten

Die Klimaanlage läuft, doch die Sonne ist stärker. „Im PKW kann die Klimaanlage doch auch auf eine angenehme Temperatur kühlen", heißt es dann. Am wichtigsten ist hier der große Unterschied zum PKW: Busse und Bahnen stoppen an jeder Haltestelle. Dadurch, dass in teils sehr kurzen Abständen die Türen ganz geöffnet werden, fließt immer wieder neue heiße Luft ins Fahrzeug, sodass sie höchsten um 3 bis 4 °C abgekühlt werden kann. Das frisst Energie – ganz zu schweigen vom im Vergleich zum PKW ungleich größeren Raum, der in den Transportmitteln im ÖPNV gekühlt werden will. Umgekehrt gedacht: Wenn man seinen Kühlschrank alle zwei Minuten aufmacht, kommt einem die Butter schnell entgegengeflossen.

Eiseskälte im Skytrain

„In anderen Ländern geht es doch auch, dass die Bahnen schön kühl sind", mahnt so mancher Fahrgast. Richtig, der Skytrain in Bangkok ist beispielsweise bekannt dafür, so sehr abgekühlt zu sein, dass man beim Einsteigen einen Kälteschock samt berüchtigter Klimaanlagenerkältung bekommen kann. Schließlich kann ein hoher Unterschied zwischen Außen- und Innentemperatur auf die Gesundheit schlagen und das Risiko für Erkältungen oder Kreislaufprobleme erhöhen. Dabei ist es eine Frage der Verhältnismäßigkeit: Während Bangkok das gesamte Jahr über tropisch warmes Klima hat, „genießen" wir im Rhein-Neckar-Delta Temperaturen von mehr als 30 Grad vielleicht ein paar Wochen im Jahr. Sollten wir für ein paar Hundstage tonnenschwere Gefrierschränke auf jedem noch so alten Fahrzeug montieren, die das ganze Jahr mitfahren müssen und so Kraftstoff und Strom fressen?

"Temperieren und entfeuchten, bitte!"

Die in Straßenbahnen eingebauten Anlagen hießen früher “Temperier- und Entfeuchtungsanlagen”, der Begriff “Klimaanlage” wurde erst mit der überwiegenden Ausstattung von Kraftfahrzeugen eingeführt. 

Ein Ausblick auf wärmere Tage

Besonders findige, schweißgebadete Fahrgäste merken nun vielleicht an: „Aber die ganze Erde wird doch wärmer, darauf müssen wir uns einstellen". Auch daran haben wir gedacht bei der Entwicklung unserer neuen Straßenbahn Rhein-Neckar-Tram RNT: Diese wird nämlich mit einer noch leistungsfähigeren Klimaanlage ausgestattet, die die auch bei sehr hohen Außentemperaturen noch arbeitet. Außerdem wird in der RNT jedes Fahrzeugsegment von einem eigenen Klimagerät versorgt. Sollte also ein Klimagerät aufgrund einer technischen Störung nicht verfügbar sein, sollen die übrigen in den restlichen Wagensegmenten für einen gewissen Ersatz sorgen.

Hat die Rhein-Neckar-Tram denn schon eine Klimaanlage?

Selbstverständlich ist die versprochene, leistungsfähigere Klimaanlage in der RNT eingebaut, wenn ein neues Fahrzeug aus Pilsen geliefert wird. Doch im Unterschied zu einem Pkw ist eine Straßenbahn kein Fahrzeug, das „von der Stange“ gekauft, sondern individuell nach den Vorgaben des jeweiligen Verkehrsunternehmens und den neuesten Normen gefertigt wird. Dabei lässt es sich nicht vermeiden, dass kleine Fehler oder Kinderkrankheiten erst erkannt werden, wenn ein Fahrzeug auf der Strecke ist – und das trotz der umfangreichen Testfahrten, die es zuvor hat leisten müssen, um auf der Strecke zugelassen zu werden.

Die Klimaanlage regelt nicht nur einfach die Temperatur im Innenraum. Sie ist er vergleichbar mit einer komplexen “Haussteuerung”. Eine so große Anlage muss energetisch optimal betrieben werden, deshalb ist sie mit vielen weiteren Systemen im Fahrzeug vernetzt.

Unsere Kolleginnen und Kollegen im Fahrzeugbereich und der Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran auch die letzten Probleme an der Klimaanlage in der RNT zu beheben und das mit Erfolg. Wenn es in den letzten Sommerwochen noch einmal richtig heiß wird, können Fahrgäste auch in unseren neuen Fahrzeugen aufatmen und mit coolem Gefühl an ihre Ziele gelangen.

Sommerhitze in Mannheim

Kommentare

07. Juli 2025

Heiderose

Hallo Sebastian,

Sie schreiben, dass Sie wenig Erfahrungen mit der RNT gesammelt haben, weil sie ja noch nicht so oft im Einsatz sind. Wir sollen doch bitte etwas Geduld haben (und nicht so meckern), weil neue Fahrzeuge eben immer Kinderkrankheiten haben.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Ihnen und mir.

77 Jahre, seit 2004 kein Auto mehr, ich fahre jeden Tag mehrmals täglich mit der neuen Tram, aber ebenso mit Bussen und der DB.

Und wenn ich keinen Termin habe, lasse ich schon mal lieber zwei Trams aus, und fahre mit den etwas älteren. Dort funktioniert die Klimaanlage auch nicht immer, aber ich werde nicht permanent vom Sitz geschubst, wenn leider viele rücksichtslose Menschen mich mit Rucksäcken oder sonstigem sperrigem Gepäck tracktieren. Rucksäcke an den Kopf, Koffer gehen oft kaum durch dir schmalen Gänge.

Wenn man zum Gang sitzt, wird man ständig vom Durchgangsverkehr angerempelt.

Ich finde, dass die neue Tram eine grauenvoll Fehlkonstruktion ist.

Und die "Obersten", die sie trotzdem schönreden, sitzen in ihren klimatisierten Dienstwagen.

Ich will gerne einen dieser verantwortlichen Herren einladen, einen ganzen Nachmittag bei mindestens 30 °C auf verschiedenen Strecken zusammen mit mir zu fahren. Z. B. auch eine weitere Strecke mit der 5, wenn die dann nach Feierabend proppe voll ist. Ich hatte in letzter Zeit öfters dieses "Vergnügen", wenn z. B. Bahnen zwischen MA und HD oder Weinheim und MA ausfielen.

Oder wenn ich im Luisenpark war, und dann vom Fernmeldeturm aus nach Heidelberg wollte. Da bekam ich schon mehrmals Kreislaufprobleme.

Mit einem Satz gesagt: Die Infrastruktur ist noch lange nicht soweit, alle die vielen Menschen mit dem Deutschlandticket aufzunehmen.

Es fehlen Fahrer und Bahnen. Ich fahre größtenteils mit der Bahn 3 oder 5, und dort fallen sehr oft Bahnen aus, gerne auch schon mal zwei hintereinander, und das meistens am Abend. Im Winter ist das wahrlich kein Vergnügen.

Und vielleicht sollten die Fahrpläne auch mal angepasst werden. Eben weil die Menschen mit immer mehr Gepäck, Kinderwagen, Rollstühlen ein- und aussteigen, verlängert sich die Fahrzeit, und es kommt permanent zu Verspätungen.

Ich habe mir seit Monaten darüber Notizen gemacht, mit Fzg.-Nr, Tag und Uhrzeit. Ausserdem auch Fotos der Tram-Nr. beim Aussteigen aus den Hitze-Bahnen :-))).

Aber vor den Hitzeperioden, die wir dieses Jahr noch vor uns haben, habe ich schon große Angst. Denn in meinem Alter verträgt man die Hitze in einem Fahrzeug oder Gebäude nicht mehr so gut. Draußen im Wald kann ich sie gut ertragen.


02. Juli 2025

Sebastian

Vielen Dank für die ausführlichen und spannenden Erläuterungen! Dass die Komplexität dieser Systeme unterschätzt wird, zeigen ja viele Kommentare hier – vielleicht wurde da auch der Artikel von manchen nicht gelesen. Ich finde es bemerkenswert, wie gut die ganzen Komponenten trotz ihrer Hitzeempfindlichkeit (die jede Technik nun mal unausweichlich besitzt!) und der widrigen Bedingungen (z.B. Überfüllung) noch funktionieren, und habe Respekt vor allen, die daran arbeiten, das ganze System (auch die Schieneninfrastruktur, die nun schon viele Jahre auf dem Buckel hat...) zu pflegen und aufrechtzuerhalten – und das mit kühlem Kopf. Ein großes Dankeschön und Respekt für diese wertvolle Arbeit, ohne die hier sprichwörtlich nichts funktionieren würde.

Davon könnten sich einige meckerwütige Fahrgäste eine Scheibe abschneiden und sich freuen, in welchem Komfort wir im Gegensatz zu früheren Generationen leben.

Übrigens kann ich nicht bestätigen, dass, wie manche geschrieben haben, die älteren Bahnen besser gekühlt sind. Heute habe ich bei der Linie 24 eine Fahrt erwischt, auf der außergewöhnlicherweise eines der ganz alten Fahrzeuge eingesetzt wurde – mit hohen Trittstufen. Der Begriff Sauna war für das Innere untertrieben. Die Haltegriffe waren so heiß, dass man sie kaum berühren konnte. Da lobe ich es mir, in eine relativ neue Niederflurbahn aus den 2000ern einzusteigen, die angenehm kühl ist. Mit der RNT habe ich wenig Erfahrungen gesammelt – sie sind ja noch nicht so oft im Einsatz – aber wie der Artikel ja erläutert, habt doch bitte etwas Geduld. Neue Fahrzeuge haben eben immer Kinderkrankheiten, die nach und nach behoben werden – das war auch bei den Bahnen der 1970er nicht anders, und wer sich diese ernsthaft zurückwünscht, dem ist nicht zu helfen.


02. Juli 2025

Maria

Wenn die Bahn noch dazu voll mit Menschen ist, dann viel Spaß. Es ist einfach nur eklig .... kein Wunder, dass man auf Auto umsteigt wer kann. ...


28. Juni 2025

Hajo

Ich bin gerade wieder mit derRhein-Neckar Tram. Ich war froh als ich wieder aussteigen konnte, draußen war es kühler. Wenn man bedenkt, dass diese Fahrzeuge 30-40 Jahre in Betrieb sind und irgendwann die älteren Züge ausrangiert werden, graut es mir schon vor den nächsten 30 Sommern.


25. Juni 2025

Petra Richter

Ich bin von den neuen Bahnen noch NIE in einer angenehm klimatisierten gefahren. Der Beitrag ist von 2024, " in den nächsten Tagen soll die Klimatisierung besser werden" => es ist eine Zumutung. Da kommt noch nicht mal ein Luftzug aus den Lüftungsschlitzen. In den alten Bahnen schon. Vielleicht mal reklamieren in Pilsen?


23. Juni 2025

E. C.

265 Millionen Euro für die Rhein-Neckar-Tram um bei 30 Grad in einer unbequemen (!) unklimatisierten Bahn zu sitzen und am ganzen Körper zu schwitzen. Da waren sogar die alten Bahnen besser.


21. Juni 2025

Robin

Bin Grad in einer rnt und die Klima ist wieder nicht angeschaltet und das ist fast immer so , habt ihr kein Geld , die Klima an zu Machen oder wo liegt das Problem, das System ist ja da, hab bis jetzt aber nur eine rnt mit Klima gesehen und fahre täglich mit ihr.

Das ist echt extrem schlimm bei 30 Grad in einer überhitzten Bahn zu sitzen.

Lg


04. September 2024

EB-Eric

Guten Tag das macht dann 60 Euro, hier ist dein EBE.


03. September 2024

Helo

Binni kumme unn näigonge.


03. September 2024

Franky

Hier geht noch was!


02. September 2024

Lifestyler

Es würde IT technisch Sinn machen wenn ihr die Kommentarspalte besser absichert als mit einem schnöden Google Recaptcha


02. September 2024

Löschung

Zensur


29. August 2024

Hiekumme, wegfahre

ZEIGEN SIE MIR IHRE KARTEE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


29. August 2024

LolBob Tingelkopf

Schrott auf Drehgestellen lehl


29. August 2024

Gustavo Gusto

Die 5. Von allen Gefürchtet von niemandem geliebt. Leider kein U-Bahn Lifestyle wie in RK


28. August 2024

Jean Quittek

Lieber mal was gegen die Flachstellen machen


26. August 2024

Ariadne Kassak

Dies ist in der Tat ein guter Ansatzpunkt, dennoch ist es vorteilhaft an stark frequentierten Haltestellen alle Türen zu öffnen. Wie die RNV schon erwähnt hatte, soll es mit der Klimaanlage in den nächsten Tagen besser werden. — Es heißt Geduld, Hoffnung und Unterstützung (indem man bspw. die RNV nicht ständig belästigt oder so).


25. August 2024

Günter Ruhm

Als ständiger Benutzer der Stadtbahnen stelle ich aber folgendes fest: Bei den meisten Stadtbahnen öffnet der Fahrer an der Haltestelle ALLE Türen, ob nun Fahrgäste aus- oder einsteigen. Bei einer Türfreigabe durch den Fahrer würden somit NUR die Türen geöffnet an denen Fahrgäste aus- oder einsteigen ---> weniger warme Luft kommt von außen in das Fahrzeug. Außerdem beobachte ich, dass an den Endhaltestellen alle Türen während des Aufenthalt dort geöffnet werden --> kein Wunder, dass warme Luft in das Fahrzeug kommt. Es ist allgemein bekannt, dass Luft durch eine Klimaanlage gekühlt und gereinigt besser ist als die direkte Luft von außen. Bin mal gespannt, ob ich eine Antwort erhalte.

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