Florian Benz

am 22. Oktober 2018

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Vor den Toren des rnv-Betriebshofs am Tag der offenen Tür

Punkt 12 gab's kein Halten mehr

Wartende Menschenmassen vor dem breiten Metalltor des Betriebsgeländes, immer wieder versucht der ein oder andere auf eigene Faust Zutritt zu erhalten, indem er mit dem selbstsicheren Blick eines seit Jahren vor Ort Angestellten durch die Pforte schreitet. Doch es hilft nichts, die Menge muss weiter draußen bleiben. Dann der Glockenschlag, das Tor öffnet sich und die Menge strömt unablässig hinein, ein Ziel vor Augen, in den Betriebshof. Was vielleicht klingen mag, wie der Beginn der sozialistischen Revolution, beschreibt den Startschuss zum Tag der offenen Tür bei einem der größten Verkehrsunternehmen der Region – bei uns, der rnv.

Am Samstag, 20. Oktober, von 12 bis 18 Uhr durfte uns Jedermann ins Getriebe blicken. Mit 8.000 Besuchern waren es mehr Menschen als je zuvor und fast dreitausend mehr als beim letzten Tag der offenen Tür 2016. Die Besucher der Veranstaltung konnten herausfinden, wie sich diese ÖPNV-Kolosse eigentlich im Einklang mit den anderen Verkehrsteilnehmern bewegen, wie die Fahrten koordiniert werden oder wie der Antrieb einer Straßenbahn aussieht. Dabei gehört die Straßenbahn vermutlich zu einem dieser alltäglichen Dinge, deren Funktionieren man einfach hinnimmt und sich nicht fragt, wie oder warum sie sich überhaupt bewegt. Beantwortet wurden diese Fragen beispielsweise bei einer Führung durch die Werkstätten und die Betriebszentrale.

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Ein Highlight jagt das nächste

Der Blick hinter die Kulissen war dabei aber nur eine Seite der Medaille, viele Besucher wollten selbst ran: Einmal selbst unter Anleitung eine echte Straßenbahn über den Betriebshof lenken und ein Straßenbahn-Diplom ergattern oder im neuen FahrSim, dem Straßenbahn-Simulator, eine digitale Straßenbahn durch ein digitales Ebenbild der Metropolregion Rhein-Neckar lenken. Dieser Simulator wird auch von Straßenbahnfahrern in Ausbildung genutzt, vor allem, um Gefahrensituationen zu üben. Für beide Attraktionen galt, dass hier nur der frühe Vogel den Wurm fängt: Aufgrund begrenzter Plätze war eine Anmeldung vor Ort erforderlich. In den vergangenen Jahren war das Straßenbahn-Diplom der mit Abstand gefragteste Programmpunkt gewesen. Der FahrSim, der zum ersten Mal als Nebenbuhler für die Gunst der Besucher ins Rennen ging, stand dem alten Champion aber in nichts nach: Beide Attraktionen wurden - kaum eröffnet - regelrecht überrannt von Besuchern, die sich in die Listen eintragen wollten und nach teils stundenlangen Wartezeiten endlich im Fahrersessel Platz nehmen konnten.

Nicht fahrbar, aber dennoch mit nicht enden wollenden Menschenmengen konfrontiert, war das 1:1 Modell der neuen Rhein-Neckar-Tram (RNT 2020). Für die Begehung des sogenannten Mock-Ups lag ebenfalls eine Liste am Treffpunkt aus. Jeweils in Gruppen von 15 durften die Besucher auf den Holz- und Polstersitzen probesitzen. Schließlich verkraftete das Musterexemplar aus Holz, Kunststoff und Glas, in dem alle Details der Straßenbahn schon zu begutachten waren, nicht mehr Gewicht. Die Projektbeteiligten erklärten unermüdlich die Vorteile und technischen Fakten der neuen Straßenbahngeneration, die ab 2021 endlich ans Verkehrsnetz darf. Da auch hier schon am Mittag des Tages der offenen Tür deutlich wurde, dass das Interesse die Teilnehmerplätze weit überragen würde, ist am Ende des Textes ein Link eingefügt, der zu einer 360-Grad-Digitalbegehung des Mock-Ups führt.

Ein Tag für die ganze Familie

Der übrige Tag der offenen Tür bot alles, was das Technikfan-Herz höher schlagen lässt: Es gab allerhand verschiedene Fahrzeugmodelle zu bestaunen, auch historische Fahrzeuge, wie E-Lok, Diesellok, die Spitzmaus aus den 1950er Jahren oder den Salonwagen aus den 1920ern. Eine historische Ausstellung zu den Ursprüngen der Öffentlichen Verkehrsmittel sowie eine Modelleisenbahn bot den abgerundeten Überblick über das Thema ÖPNV. Ein Shuttle-Verkehr mit historischen Fahrzeugen pendelte kostenlos zwischen Betriebshof und Mannheim Hauptbahnhof. Schließlich gab es auch viele Essensstände - denn ohne Mampf wäre das alles auch nichts - die zum Schmausen unter blauem Himmel einluden. Ein Unterhaltungsprogramm für Jung und Alt, beispielsweise mit Familienspielen, einem Kinderzirkus oder auch musikalische "Walking Acts", schloss den Kreis der Attraktionen.

Um 18 Uhr fand der Tag der offenen Tür dann sein Ende und die vielen Besucher, deren Neugier (hoffentlich) umfassend gestillt werden konnte, verließen das Betriebsgelände. Nur die Straßenbahn zum selber Fahren fuhr noch während dem Abbauen weiter, um die bis zum Schluss ausharrenden Schienenbegeisterten für ihre Geduld zu belohnen. Nun heißt es wieder lange warten, denn die Gelegenheit ist rar. Der nächste Tag der offenen Tür findet erst wieder 2020 statt.

 

Links zum Thema RNT2020:

Eine digitale 360-Grad-Begehung der neuen Rhein-Neckar-Tram 2020 (RNT2020) ist hier möglich

Wer noch mehr Infos zur RNT2020 sucht, der wird hier fündig

Kommentare

29. Oktober 2018

Jochen Siegmann

Es war eine tolle Veranstaltung. Schade, dass es bei mir mit dem Fahrsimulator nicht geklappt hat. Wäre gerne mal damit durch Mannheim oder Heidelberg gefahren.

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