Ab dem 7. April müssen sich unsere Fahrgäste in Heidelberg an neue Buslinien gewöhnen. Denn dann tritt das neue Heidelberger Busnetz in Kraft und soll viel Positives bringen: Zuverlässigere Fahrpläne, pünktlichere Busse und weniger Gedränge. Doch so ein ÖPNV-Netz stellt man nicht von heute auf morgen um. Damit es funktioniert, müssen kleinste Details wie Zahnrädchen ineinanderpassen. Und es wirkt sich auf mehr Kolleginnen und Kollegen aus, als allein unsere Fahrerinnen und Fahrer. Was die Umstellung bedeutet, lest ihr in diesem Blog-Artikel.
„Mit gutem Gefühl unterwegs“ sollen unsere Fahrgäste sein und sicher an ihre Ziele kommen. Damit das gelingen kann, setzen unsere Kolleginnen und Kollegen jeden Tag ihr Können und Wissen ein. Trotzdem war das Busfahren in Heidelberg in den vergangenen Jahren zunehmend mit Stress, statt mit Vergnügen, verbunden – sowohl bei den Fahrgästen, als auch bei unserem Fahrpersonal.
Busnetz geänderten Rahmenbedingungen angepasst
Um Verspätungen, Fahrtausfällen und pressvollen Bussen entgegenzuwirken, wurde das bestehende Busnetz in den vergangenen Monaten überprüft. „Das bisherige Busnetz in Heidelberg stammt noch aus dem Jahr 2006“, sagt Edward Schneider, Angebotsplaner bei der rnv. Doch in den vergangenen 18 Jahren haben sich die Stadt und der Verkehr stark verändert: „Damals gab es die Bahnstadt und die neuen Stadtteile aus dem Konversionsprozess noch nicht“, sagt er weiter. Dr. Alexander Graf, Leiter der Abteilung Fahrgastinformation ergänzt: „Es sind auch neue Konversionsgebiete und Hochschuleinrichtungen dazugekommen, die in das bestehende Busnetz integriert wurden.“
Zudem gebe es inzwischen mehr Tempo-30-Zonen, mehr Fahrrad- und E-Scooter-Fahrer, die zum Teil die gleiche Fahrspur benutzen wie Busse. Das sorgt für Verspätungen, für die Fahrerinnen und Fahrer nichts können, die aber für beide Seiten frustrierend sind. Kurzum: Das Busnetz musste den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Aber wo anfangen? Ganz am Anfang!
Weniger Gedränge auf Buslinien mit ähnlich hoher Nachfrage
„Man beginnt mit einer Karte des Verkehrsgebiets und löscht die bisherigen Buslinien heraus“, erläutert Schneider das Vorgehen der Planer. Als nächstes werden neue Linien und -wege bestimmt, die zu den Wünschen der Fahrgäste passen. „Wir haben darauf geachtet, dass wir Wege mit einer ähnlich hohen Nachfrage in beide Richtungen finden“, erklärt Schneider. So könne man für die gesamte Linie die passende Fahrzeuggröße einplanen – beispielsweise geräumige Gelenkbusse im stark nachgefragten Streckenabschnitt zwischen Emmertsgrund, Rohrbach Süd, dem Hauptbahnhof und der Innenstadt, oder kleine Busse auf weniger nachgefragten Verbindungen.
Doch damit steht noch lange kein neuer Fahrplan: Sind die Linienwege realistisch? Passen die Busse dort auch durch die Straßen, sollten sie auf einem anderen Weg fahren oder muss doch ein kleinerer Bus auf der Linie eingeplant werden? Mit Fragen wie diesen befassen sich nun die Kolleginnen und Kollegen in der Betriebsplanung. „An manchen Stellen kommt man mit einem Bus schlecht durch und wenn dann noch Autos ungünstig abgestellt sind, kostet das viel Zeit“, erklärt Edward Schneider weiter. Diese Zeit muss dann entweder eingeplant werden oder ein schnellerer Fahrweg gefunden werden. Und noch eine Sache haben die Planer berücksichtigt.
Pünktlichere Busse durch kürzere Linien
„Lange Buslinien bieten dem Fahrgast zwar viele umsteigefreie Verbindungen, sind aber auch verspätungsanfälliger. Hier versuchen wir im neuen Busnetz einen ausgewogenen Kompromiss zu finden“, sagt Schneider. Das sei in der Vergangenheit so weit gegangen, dass Busfahrerinnen und -fahrer schon an der Endhaltestelle mit Verspätung losfuhren, ohne die Chance, diese auf dem regulären Weg aufzuholen. Bei zu viel Verspätung gibt es dann auch mal die Anweisung von der Leitstelle, früher als planmäßig zu wenden und wieder zurückzufahren, um wenigstens auf einem Teil des Rückwegs wieder pünktlich zu sein, was vor allem für diejenigen Fahrgäste ärgerlich ist, die dann wegen des Fahrtausfalls an ihrer Haltestelle länger warten müssen oder nicht pünktlich ans Ziel kommen können.
Deshalb wurden lange Linien geteilt und auch die Fahrzeiten an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Für Fahrgäste soll dadurch der Bus verlässlich und pünktlich kommen. Auch bei den Wendezeiten wurde nachjustiert – also den Zeiten, die Fahrerinnen und Fahrer an der Endhaltestelle haben. „Die Zeit soll auch ausreichen, um ein paar Minuten Verspätung auszugleichen, Pause machen und zur Toilette gehen zu können“, spricht Schneider ein häufiges Problem im Arbeitsalltag im Fahrdienst an.
Interaktiver Liniennetzplan
In unserem interaktiven Liniennetzplan zum neuen Heidelberger Busnetz finden Sie alle Informationen rund um die Änderungen, die am 7. April 2024 in Kraft treten. Informieren Sie sich schon jetzt über die Linien in Ihrer Umgebung, Fahrwege und Umsteigemöglichkeiten. Einfach auf's Bild klicken.
Ein Projekt, an dem das ganze Unternehmen arbeitet
Und wenn alles passt: Linienwege, Fahrzeiten, Fahrzeuggrößen und so weiter? Dann geht es in den anderen Bereichen der rnv weiter, die parallel schon angefangen haben, an dem Projekt zu arbeiten. Denn wenn sich Buslinien und Fahrpläne ändern, müssen auch Bushaltestellen umgebaut und die neuen Fahrplandaten in die elektronischen Fahrgast-Informationssysteme eingepflegt werden – für Verbindungsauskünfte auf der Website und in der Start.info-App beispielsweise.
Damit unsere Fahrgäste pünktlich möglichst gut über ihre neuen Linien und Wege informiert sind, werden in Heidelberg einige hundert Haltestellen informationsseitig aktualisiert: Linienmodule und Papieraushänge werden getauscht, damit pünktlich zum 7. April die korrekten Aushangfahrpläne und Liniennetzpläne hängen. „Das bedeutet für die Kolleginnen und Kollegen in den Wochen vor der Umstellung hunderte Stunden Mehrarbeit. Diese Aufgabe kann aufgrund des großen Umfangs nur in einem mehrwöchigen Szenario umgesetzt werden“, sagt Dr. Alexander Graf.
Eine großangelegte Informations- und Marketingkampagne wird geplant, bei der nicht nur online über die Website www.rnv-online.de/busnetzhd informiert wird, sondern Kolleginnen und Kollegen die Menschen in der Stadt auf den Wochenmärkten und an neuralgischen Punkten sogar persönlich für die Neuerungen sensibilisieren. Fahrerinnen und Fahrer müssen die neuen Linienwege lernen, genauso wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kundenservice.
Am 7. April 2024 geht's los!
„Am 7. April müssen sie dann umschalten können“, erklärt Graf, den nächsten anstrengenden Teil der Reform. Für den Kundenservice und das Beschwerdemanagement bedeutet dies gerade in den ersten Tagen, dass sie beim Kontext der Anfragen unterscheiden müssen zwischen altem und neuem Busnetz.
Doch fertig ist es dann noch nicht. „Nach dem 7. April werden wir beobachten, wie das neue Busnetz funktioniert und wo wir nachjustieren müssen“, sagt Schneider. Das sei für den Herbst angedacht. Damit ein Projekt dieser Größenordnung nicht so bald wieder notwendig ist, wurde auch hier in die absehbare Zukunft mitgedacht – beispielsweise die Erschließung des Patrick-Henry-Village und später auch Verknüpfungen mit dem Umlandnetz.