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Was passiert mit den alten Bahnen?

Der Fuhrpark im Wandel

Mathias Broll

am 24. Oktober 2024

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Fahrzeuge sind nicht ewig unterwegs – nach Jahrzehnten in der Metropolregion erreichen viele verschiedene Baureihen das Ende ihrer Einsatzzeit und werden durch Neufahrzeuge ersetzt. Besonders seit Auslieferung der Rhein-Neckar-Tram (RNT) verändert sich der Fuhrpark und das Gesicht der rnv zusehends.

Ein buntes Potpourri an Bahnen

Heute ist der Fuhrpark der rnv sehr abwechslungsreich – viele verschiedene, unterschiedliche Baureihen und Bahntypen sorgen Tag für Tag in der Metropolregion dafür, dass Fahrgäste bequem an ihr Ziel kommen. Die Vielfalt im Wagenpark ist historisch bedingt: Vor Gründung der rnv haben die einzelnen Verkehrsunternehmen (fast) immer separat Fahrzeuge bestellt. Beispielsweise wurden in Heidelberg Fahrzeuge gekauft, welche auch nur dort im Einsatz sind. Erst mit Lieferung der Variobahnen Anfang der 2000er-Jahre beschafften alle Altunternehmen, also die OEG, die HSB, die MVV und die VBL einen einheitlichen Fahrzeugtyp. Diese historische Entscheidung begünstigt heute den flexiblen Fahrzeugeinsatz: So kam es in der Vergangenheit regelmäßig vor, dass Variobahnen aus Heidelberg auch in Mannheim und Ludwigshafen fuhren. Besonders bei Großveranstaltungen helfen diese Synergien Kapazitäten zu erhöhen oder zeitlich begrenzt die Taktfolge zu erhöhen.

Eine Straßenbahn vom Typ MGT6D am 15. Juni 1995 am Bismarckplatz in Heidelberg.
Ebenfalls noch neu und zum ersten Mal im Linieneinsatz: MGT6D am 15. Juni 1995 am Bismarckplatz. Bereits die Hälfte der Wagen wurde abgestellt, auch sie scheiden demnächst aus.
© rnv GmbH / Jürgen Niemeyer

Doch das bunte Potpourri hat auch seine Nachteile: So ist die Ersatzteilhaltung relativ aufwendig und teuer, da jeder Fahrzeugtyp natürlich auch seine eigenen Ersatzteile und bauartspezifischen Eigenschaften besitzt. Auch sind die unterschiedlichen Fahrzeugbreiten (2,3m beim MGT6D in Heidelberg und 2,5m bei der „ersten“ Variobahngeneration V6) und befahrbaren Kurvenradien unterschiedlich. Dennoch sind die Zwangspunkte selbstverständlich beim Betrieb berücksichtigt und stellen im Regelfall kein Hindernis dar.

Neues kommt, Altes geht

Diese, zugegeben leicht einfallslos klingende Floskel, trifft auch auf unseren Wagenpark zu. Viele verschiedene Bahntypen haben das Ende ihrer wirtschaftlichen Einsatzzeit erreicht und werden nun Schritt für Schritt durch Neufahrzeuge ersetzt. Die laufende Auslieferung und Inbetriebnahme von insgesamt 80 fest bestellten Rhein-Neckar-Trams (RNT) erlaubt es, Bestandsfahrzeuge außer Betrieb zu nehmen und durch RNTs zu ersetzen. Dies ist auch mit Komfortsteigerungen für unsere Fahrgäste verbunden: Besseres Fahrverhalten, teils längere Fahrzeuge und eine dadurch vergrößerte Platzkapazität sowie moderne Fahrgastinformation – schließlich muss man mit der Zeit gehen. 

Doch wie läuft solch ein Generationenwechsel ab? Bei solch einem großen Projekt ist eine sorgfältige Planung im Voraus unerlässlich. Hierbei verfolgen wir die Anforderungen und Ziele unserer Flottenstrategie: Diese besagt, wie viele Fahrzeuge für den täglichen Betrieb zur Verfügung stehen müssen. Parallel wird auch mittel- und langfristig die Erhöhung der Fahrzeuganzahl bis 2030 von derzeit 190 Wagen auf 220 Wagen berücksichtigt. Auch finden Mehrbedarfe wegen neuer Linien oder Taktverdichtungen in der Strategie Berücksichtigung.

(Fast) eine Ewigkeit unterwegs

Fahrzeuge prägen oft das Erscheinungsbild eines Verkehrsbetriebs und erhöhen den Wiedererkennungswert einer ganzen Stadt oder einer ganzen Region. Auch sorgt beispielswese der Einsatz von Altfahrzeugen bei einem Großteil der Fahrgäste für Erinnerungen an nostalgische Zeiten. „Früher bin ich damit in die Schule gefahren!“, lautet meist ein Kommentar. Auch wenn Fahrzeuge eine gefühlte Ewigkeit unterwegs treu Millionen von Kilometern gefahren sind ist irgendwann der Zeitpunkt gekommen, an welchem sie an ihrem Ende angelangt sind.

Drei Straßenbahnen vom Typ GT8
Prägten jahrelang das Gesicht der OEG: Die bewährten und beliebten Altfahrzeuge vom Typ GT8.
© rnv GmbH / Jürgen Niemeyer

Ein gutes Beispiel für beliebte und robuste Fahrzeuge, welche nun in den kommenden Monaten aus dem Liniendienst ausscheiden, sind die Wagen vom Typ GT8, welche zwischen 1966 und 1989 in verschiedenen Baureihen von der ehemaligen Oberrheinischen Eisenbahn Gesellschaft (OEG) beschafft wurden. Die 27,5 Meter langen Zweirichtungswagen wurden zum Gesicht der OEG. Anfangs in beige-grün und später in weiß-rot, verbanden sie auf der Linie 5 Weinheim, Heidelberg und Mannheim sowie Heddesheim miteinander. Da die Bahnen, verglichen mit anderen Typen, eine Breite von 2,5 Metern aufweisen, sind sie besonders geräumig und komfortabel. 

Neben den GT8 der OEG finden auch die zwischen 1994 und 1995 beschafften MGT6D aus Heidelberg ein Ende. Nachdem in den zurückliegenden Monaten bereits sechs der 29,2 Meter langen und 2,3 Meter breiten Fahrzeuge abgestellt und ausgeschlachtet wurden, werden nun die restlichen, noch betriebsfähigen Fahrzeuge nach Schöneiche bei Berlin abgegeben, wo sie ein zweites Leben bekommen werden. Auch die ersten Niederflurwagen der ehemaligen OEG, die Variobahnen V6 aus 1996, werden in den kommenden Monaten abgestellt. Ebenfalls werden in Mannheim und Ludwigshafen erste Bahnen vom Typ GT6N, verteilt über die kommenden Jahre, Stück für Stück abgestellt. Hier entscheidet meist der Zustand des Fahrzeugs über das weitere Vorgehen.

Eine Variobahn V6 auf der Strecke
Am 10. Oktober 1996 auf ersten Test- und Schulungsfahrten unterwegs: Variobahn V6. Diese Fahrzeuge werden in den kommenden Monaten abgestellt.
© rnv GmbH / Jürgen Niemeyer

Verschrottung & Ausblick

Der Verschrottung eines Schienenfahrzeugs geht meist ein längerer Prozess voraus, welcher teils durch wirtschaftliche als auch durch umwelttechnische Aspekte begründet ist. So werden beispielsweise im Voraus viele (funktionsfähige) Komponenten ausgebaut, welche als Ersatzteile für Bahnen desselben Typs genutzt werden können. Dies spart Ressourcen und natürlich – verglichen mit dem Kauf eines neuen Teils – auch ordentlich Geld. Auch ist das Trennen der einzelnen Werkstoffe und dem damit verbundenen Recycling ein großes und wichtiges Thema. Hier wird besonderes Augenmerk gelegt.

In den kommenden Jahren werden die Neufahrzeuge vom Typ Rhein-Neckar-Tram (RNT) einen beachtlichen Anteil am gesamten Fuhrpark der rnv betragen. Von den eingangs erwähnten 80 Wagen der Festbestellung, welche sich in 30, 40 und sogar 60 Meter lange Bahnen aufteilen, wurde mittlerweile auch die Optionslieferung von 34 30-Meter-Fahrzeugen eingelöst. Heißt, dass nach Abschluss aller Lieferungen insgesamt 114 Rhein-Neckar-Trams durch die Region fahren. Eine beachtliche Anzahl!

Etwas gerupft steht die Straßenbahn MGT6D 3263 im Sommer 2024 in der Nähe des Betriebshofes.
Etwas gerupft steht MGT6D 3263 im Sommer 2024 in der Nähe des Betriebshofes. Es wurden bereits alle brauchbaren Ersatzteile ausgebaut. Nächster Halt: Schrottplatz.
© rnv GmbH

Natürlich werden nicht alle Fahrzeuge durch RNTs ersetzt. So werden die zwischen 2002 und 2013 beschafften Variobahnen auch noch eine lange Zeit im Verkehrsgebiet der rnv unterwegs sein – schließlich spricht man bei Straßenbahnen von einer generellen Lebens- und Betriebsdauer von 30 Jahren. Auch werden die GTN in Mannheim und Ludwigshafen noch einige Jahre unterwegs sein und somit sogar ihren 30. Geburtstag überleben.

Und irgendwann fängt alles wieder von vorne an, denn mit der RNT ist natürlich nicht in Sachen Fahrzeugbeschaffung lange nicht das Ende erreicht. Denn irgendwann müssen auch die letzten GTN und die Variobahnen ersetzt werden. Sind wir gespannt, welche Neufahrzeuge dann den Fuhrpark der rnv ergänzen. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit.

Kommentare

05. November 2024

GefrusteterNutzer

Alle älteren Bahnen, die hier vorgestellt werden, waren aus meiner Sicht komfortabler als die neue Rhein-Neckar-Tram. Sie ist eng, voller Stufen, die wenigen barrierefreien Plätze meist weit von den Türen entfernt. Man kann nur hoffen, dass die nächste Generation der Bahnen wieder nutzerfreundlicher wird.


02. November 2024

Eike

Sehr interessant. Danke.


29. Oktober 2024

LLR

Weshalb werden denn 34 weitere 30-Meter Fahrzeuge bestellt??

RNV2030 sieht doch vor, die Fahrgastzahlen zu verdoppeln(!). So ist es doch alles andere als nachhaltig, Kurzzüge zu bestellen. Dann sollen auf den wenigen Linien die nur 30 Meter aufnehmen, die RNV6(Z) fahren bzw. die aus der ersten Option bestehenden RNT30...


29. Oktober 2024

ÖPNV-Fahrer

Wie breit ist denn die RNT2020?


24. Oktober 2024

Huck

Man sollte aber von jedem Typ, mindestens ein Fahrzeug aufheben. Diese müssen nicht mal zu 100% funktionieren.

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