Dr. Volker Proffen (Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Stadt Mannheim), Christian Volz (Kaufmännischer Geschäftsführer rnv) und Stephan Fuhrmann (Betriebsratsvorsitzender rnv) mit zwei Models der Respekt-Kampagne, die beide im Fahrdienst der rnv arbeiten.
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Kampagne für ein angenehmeres Miteinander

Respektvoll unterwegs

Victoria Pfaff

am 18. Oktober 2023

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Gemeinsame Kampagne wirbt für mehr Respekt

Schimpfen über Verspätungen, Wutausbrüche bei Wartezeiten am Schalter oder gar Handgreiflichkeiten bei der Ticketkontrolle: Bei der rnv werden solche Vorfälle beispielsweise von Fahrerinnen oder Mitarbeitern in den Mobilitätszentralen, Menschen im Kundendienst oder bei der Fahrausweisprüfung gemeldet.

Sicher läuft bei uns nicht immer alles, wie es soll. Doch die negativen Erfahrungen im Arbeitsalltag hinterlassen Spuren bei den rnvlerinnen und rnvlern. Sie sorgen für schlechte Stimmung, Unsicherheit, Unwohlsein beim Arbeiten oder – im schlimmsten Fall – dafür, dass die eigene Tätigkeit nicht mehr ausgeübt werden kann. Denn die Respektlosigkeiten treffen Menschen, die einfach ihre Arbeit erledigen und niemanden ärgern möchten. Mehr noch: Sie alle verrichten einen Dienst an der Allgemeinheit und sorgen dafür, dass die Menschen in der Region nachhaltig, bequem und preiswert unterwegs sein können.

"Wir sind auch für dich da!"

Mit dieser Botschaft wirbt die rnv zusammen mit mehreren Partnern in der Region für einen respektvollen Umgang miteinander. Denn wir alle wollen respektvoll behandelt werden und sollten unseren Mitmenschen das Gleiche entgegenbringen. Die von der rnv angesprochenen Akteure beim Polizeipräsidium und der Feuerwehr Mannheim, der Johanniter-Unfallhilfe Mannheim und dem Kreisverband Mannheim e.V. des Deutschen Roten Kreuzes mussten nicht überzeugt werden und waren schnell mit an Bord. Gemeinsam wird seit 9. Oktober 2023 auf verschiedensten Kommunikationskanälen für ein respektvolles Miteinander geworben. Eine komplett mit den Kampagnen-Gesichtern folierte Straßenbahn wird ein ganzes Jahr lang in der Region unterwegs sein.

Respekt-Bahn
Respekt-Bahn
© rnv GmbH / Haubner

Motive mit Echtheitszertifikat

Die gezeigten Menschen sind keine Models, sondern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten Institutionen. So arbeiten Johanna und Mustafa beide bei der rnv: Johanna teils in der Verwaltung und teils im Fahrdienst, Mustafa im Fahrdienst und früher bei den Fahrausweisprüfern. Beide wünschen sich im Berufsalltag mehr Respekt.

Mustafa stammt ursprünglich aus Afghanistan und arbeitet seit 2017 bei der rnv. Zunächst als Fahrausweisprüfer, heute als Fahrer für die Busse und Straßenbahnen der rnv. Das Schönste für ihn seien der freundliche Umgang mit Menschen und der Service bei der rnv, um in der Region etwas zu bewegen. In seiner Zeit als Fahrausweisprüfer hat er auch schlechte Erfahrungen gemacht: „Meine Kollegen und ich sind immer positiv und gelassen in den Arbeitstag gestartet. Doch manche Fahrgäste ohne Fahrschein waren sehr aggressiv. Da mussten wir schon manchmal die Polizei rufen.“

Mehr von Mustafa und zum Thema nächtliche Sicherheit gibt es im Podcast der rnv "Hiekumme - Hämkumme" zu hören.

Johanna hat einen sogenannten Mischarbeitsplatz und ist teilweise in der rnv-Verwaltung und teilweise als Straßenbahnfahrerin unterwegs. Schimpfworte hat sie leider schon viele zu hören bekommen, nicht nur nachts, sondern inzwischen auch tagsüber. Oft reicht es schon, wenn sie einfach ihren Fahrplan einhalten will und trotz immer wieder zu spät herbeilaufender Fahrgäste weiterfährt. „Man lässt schon sehr viel über sich ergehen“, schildert sie beim Pressetermin zum Start der Respekt-Bahn gegenüber dem Mannheimer Morgen. Doch es gebe auch immer mal positive Erlebnisse, bei denen Fahrgäste für andere einstehen. 

Auch Christian Volz, Kaufmännischer Geschäftsführer rnv, und Stephan Fuhrmann, Betriebsratsvorsitzender rnv, waren schon selbst als Fahrer in der Region unterwegs – in Mannheim und Ludwigshafen sowie auf der Linie 5. Auch sie wünschen sich im Interview, dass zu einem respektvolleren Miteinander wieder mehr Aufmerksamkeit und Einstehen für andere Menschen hinzukommt.

Sie sind beide früher mal selbst Straßenbahn gefahren. Wie war das für Sie?

Stephan Fuhrmann (SF): Ich habe 1990 begonnen und bin zwölf Jahre lang Straßenbahn gefahren, auf der heutigen Linie 5. Die war damals noch aufgeteilt und ich hatte ein recht begrenztes Fahrgebiet zwischen Schriesheim und Kurpfalzbrücke. Ich kannte viele Fahrgäste persönlich, man hat sich unterhalten und im Sommer bekam ich manchmal ein Getränk. Wenn morgens einer an der Haltestelle gefehlt hat, habe ich ein bisschen gewartet, weil ich wusste: Der kommt gleich angerannt. Das war auch deutlich entspannter, wir hatten lange Stand- und Pausenzeiten.

Christian Volz (CV): Ich habe während meines Studiums 1994 begonnen Straßenbahn zu fahren, in Mannheim und Ludwigshafen. Da war es nicht so familiär wie auf der OEG. Aber es war total spannend, so eine Aufgabe als Abwechslung zum Studium zu haben. Am Straßenbahn fahren fand ich sehr schön, dass man etwas Praktisches gearbeitet hat und auch viele nette Erlebnisse hatte.

Gab es auch weniger nette Erlebnisse?

CV: Fußballspiele gab es schon immer. Ich kann mich an ein Pokalspiel gegen Offenbach erinnern. Da war es schon recht gefährlich und wir hatten Polizeischutz. Und es gab auch einzelne schwierige Situationen, in denen es an Respekt gemangelt hat. Aber es war in meiner Wahrnehmung nicht so häufig, wie das heute der Fall ist.

Herr Fuhrmann, Sie sind Betriebsrat und haben lange darauf hingearbeitet, dass die rnv für einen respektvolleren Umgang mit ihrem Personal wirbt. Was bekommen Sie von unseren Fahrerinnen und Fahrern aus deren Alltag berichtet?

SF: Ich freue mich sehr, dass wir jetzt mit der Respekt-Kampagne aktiv werden. Unsere Fahrerinnen und Fahrer fühlen sich als Prügelknabe für alles. Egal ob eine Bahn verspätet oder überfüllt ist: Verantwortlich gemacht werden immer die Fahrerin oder der Fahrer. Und das für Dinge, auf die sie keinen Einfluss haben. Vor allem belasten die täglichen Wortgefechte, Schlimmeres gibt es zum Glück selten. Die große Mehrzahl unserer Fahrgäste ist nach wie vor freundlich und sieht, was bei uns geleistet wird. Doch der Anteil, die unsere Kolleginnen und Kollegen täglich anmachen, ist zu groß geworden. Und dann fühlt man sich „da draußen“ ganz schön allein.

Wie unterstützen wir denn unsere Kolleginnen und Kollegen bei solchen Situationen?

CV: Zum einen ist unsere Betriebszentrale in kritischen Situationen natürlich für unsere Fahrerinnen und Fahrer da. Zudem steht der Betrieb bei Beschwerden auch hinter den Kolleginnen und Kollegen und stärkt ihnen den Rücken. Bei schlimmen Erlebnissen können sie sich entweder an ihre Vorgesetzten oder auch an eine betriebliche Beratung wenden. Und in der Vergangenheit hat es bereits Seminare und Schulungen gegeben, um mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Die Respekt-Kampagne läuft ein ganzes Jahr und währenddessen wird es auch verschiedene interne Aktivitäten geben.

Welchen Effekt versprechen Sie sich von der Kampagne?

SF: Ich würde mir wünschen, dass wieder ein respektvollerer Umgang miteinander einkehrt – und auch mit unseren Fahrzeugen. Denn Schuhe auf dem Sitz oder Müll auf dem Boden das sind auch Respektlosigkeiten. Und da können auch andere Fahrgäste mal was sagen. Und ich würde mir wünschen, dass ein guter Service, den wir leisten, auch mal durch ein nettes Wort gewürdigt wird.

CV: Für mich hat die Kampagne zwei Ziele. Einerseits soll sie den Kolleginnen und Kollegen zeigen: Wir sehen, was ihr da draußen leistet und wir tun etwas. Und zum anderen sollen unsere Fahrgäste dafür sensibilisiert werden, was unsere Leute für sie tun. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen unseren Fahrerinnen und Fahrern auch mal den Rücken stärken und für sie einstehen, wenn etwas unfair läuft. Nicht wegschauen und weglaufen, sondern auch mal Stellung beziehen, das würde ich mir wünschen.

Kommentare

28. November 2023

Ein Opfer der Linie 2

Vorweg: ich bin auch dagegen, dass man Zugbegleiter*innen respektlos behandelt. Zugleich ist es aber auch nötig, dass Kund*innen ihren Ärger (der derzeit massiv ist, Stichwort "Stabilisierungsfahrplan") platzieren dürfen. Eine Mailadresse, bei der man Standardmails aus Textbausteinen zurückbekommt, erfüllt diesen Zweck nicht. Und wenn Kund*innen die Verantwortlichen nie zu fassen bekommen, dann erklärt (nicht entschuldigt) das vielleicht auch, warum der Ärger dann bei den Mitarbeiter*innen ankommt.

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