Die Rhein-Neckar-Tram (RNT) unterwegs auf einer Strecke im Grünen bei sonnigem Wetter.
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Rhein-Neckar-Tram

Mobilität für alle: Das bietet die RNT

Lydia Dartsch

am 17. April 2025

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Mehr Platz, mehr Fahrkomfort und mehr Barrierefreiheit: Das sind nur drei Vorteile, die die neuen Rhein-Neckar-Trams (RNT) mitbringen. Seit April 2023 sind die Menschen in der Region mit den Bahnen aus dem Hause Škoda und mit gutem Gefühl unterwegs. Welche Vorteile sie gegenüber ihren Vorgänger-Modellen bietet, wie die Menschen in der Region der neuen Bahn Individualität gaben und warum doch nicht jeder Fahrgast vollkommen glücklich aussteigt, lest ihr in diesem Blogbeitrag.

Quadratisch im Profil und mit stufenlosem Einstieg kamen zunächst die sogenannten Gelenktriebwagen mit Niederflureinstieg (GTN) im Jahr 1998 auf die Schienen der Region. Vor knapp 30 Jahren waren sie eine Revolution. Denn bis zu ihrer Einführung mussten Fahrgäste zum Einsteigen noch mehrere Stufen nehmen. Kinderwagen oder Menschen mit Rollstuhl mussten mit großer Kraftanstrengung nach oben bzw. wieder nach unten gehoben werden. Später gab es für diese Bahntypen Bereiche mit ebenerdigem Einstieg, die in die Mitte der beiden Wagenteile gehängt werden konnten, und so ein paar Barrieren weniger. 

Der Grund für die Stufen lag an den Drehgestellen, auf denen die Fahrgasträume aufgebaut waren und die eine gewisse Höhe hatten, damit sie sich in den engen Kurven des regionalen Meterspurnetzes ausreichend ausdrehen können. Um einen barrierefreien Einstieg zu ermöglichen, wurde bei den GTN-Bahnen auf Drehgestelle verzichtet. Stattdessen wurden die Wagenkästen auf starre Radachsen fest verschweißt.

Ebenerdiger Einstieg und Drehgestelle waren lange Zeit nicht miteinander vereinbar. So wurden auch die nachfolgenden Fahrzeugtypen, wie die Variobahn und die RNV-Bahn, durchgängig niederflurig und mit starren Wagenkästen gebaut. Und nun 20, 30 Jahre später sieht die Welt wieder ganz anders aus.

Mehr Platz, mehr Fahrkomfort, mehr Barrierefreiheit

Die Notwendigkeit zur Barrierefreiheit ist geblieben, das Meterspurnetz auch. Zudem steigen immer mehr Menschen im größten zusammenhängenden Meterspurnetz in Deutschland auf den ÖPNV um. So viele Fahrgäste brauchen Platz und Fahrkomfort – und sie wollen mitreden. Zudem haben sich die Sicherheitsstandards weiter verändert. Und in der Zwischenzeit haben sich die früheren Verkehrsgesellschaften der Städte Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen (MV, HSB und VBL) sowie die OEG und die RHB bekanntermaßen zur Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) zusammengeschlossen. Ihr Fuhrpark aus unterschiedlichen Fahrzeugtypen blieb aber erstmal erhalten – bis jetzt.

Denn die RNT ist die neue Bahn für die ganze Region. Sie bietet Mobilität für alle, nach den Wünschen (fast) aller – und das für die nächsten 30 bis 40 Jahre. So wurden bei der Konzeption sowohl die zwingenden Voraussetzungen wie begrenzte Breite wegen des Meterspurnetzes oder die aktuellen Sicherheitsnormen und Standards wie Niederflurigkeit und Barrierefreiheit berücksichtigt. In einem groß angelegten Dialogverfahren wurden die Wünsche zahlreicher Interessenverbände von Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Behinderungen, Familienbeiräte, Radfahrverbände und Fahrgastverbände einbezogen. Basierend auf ihren Rückmeldungen wurde beispielsweise die Anordnung der Türen auf beiden Fahrzeugseiten optimiert.

“Wir mussten eine Bahn für alle Fahrgäste entwickeln. Dafür waren auch Kompromisse notwendig, weil die Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen spürbar voneinander abweichen”, sagt Frank Ehemann, Bereichsleiter Fahrzeuge bei der rnv. So musste auch priorisiert werden. Allen Ansprüchen gerecht zu werden, war dagegen nicht möglich.

Ein Gewinn ist die RNT dennoch: Die Fahrzeuge sind zumeist länger als die alten. Entsprechend der unterschiedlichen Ansprüche an die Kapazität gibt es sie in einer Ausstattung von 30, 40 oder 60 Metern Länge. Trotz des schlanken Designs werden so insgesamt mehr Sitzplätze für die Fahrgäste im Netz bereitgestellt. Diese müssen in den gegenüberliegenden Sitzgruppen auch nicht mehr Schulter an Schulter sitzen. Dafür wurden die Sitze jeweils versetzt. Dadurch kommen Fahrgäste beim Aussteigen aus einer Vierer-Sitzgruppe einfacher aneinander vorbei.

Rollstühle und Rollatoren nach vorne - Kinderwagen und Fahrräder nach hinten

Auch die Taster für den Haltewunsch sind so angebracht, dass sie höchstens eine Armlänge entfernt sind. Wer mehr Zeit zum Aussteigen braucht, drückt den blauen Taster. Wer eine Rampe benötigt, um bequem auszusteigen, findet den Taster dafür an den Multifunktionsplätzen, wo Fahrgäste ihren Rollstuhl oder E-Scooter abstellen können.

Diese Plätze sind an der ersten Tür zu finden. Hier steigen all jene ein, die mit einem Hilfsmittel unterwegs sind. Hier gibt es zudem vier Sitze, für die keine Stufe zum Podest überwunden werden muss. Wer mit dem Kinderwagen oder Fahrrad unterwegs ist (Zeiten für die Fahrradmitnahme beachten!), steigt dagegen hinten ein und hilft so dabei, dass mobilitätsbeeinträchtigte Menschen schnell einen sicheren Platz vorne finden. 

Wer dagegen keinerlei Einschränkungen hat, steigt am besten in der Mitte ein und sucht sich schnell einen freien Platz über einem der Drehgestelle. Diese sorgen jetzt für ein noch angenehmeres Fahrgefühl in den Kurven und für weniger Verschleiß an Gleisen und Fahrzeugen. Das sorgt wiederum für weniger Baustellen und weniger Fahrzeugausfälle. So weit so gut?

Und was ist mit Kritik?

Mit der weiteren Auslieferung von RNT-Fahrzeugen in den vergangenen Monaten erreichen uns natürlich auch kritische Hinweise zur Fahrzeuggestaltung, denen jeweils ein positives Ausstattungsmerkmal gegenübersteht. : “Die Gänge sind enger als bei den alten Bahnen.” Dafür gibt es mehr Sitzplätze. “Sitze sind aus Holz.” Auf viele Menschen wirkt Holz schicker und hygienischer – wer lieber Polster mag, findet in der RNT auch Polstersitze. “Es gibt zu wenig Haltegriffe.” Sich über Kopfhöhe festzuhalten, fällt vielen Fahrgästen schwer. Deshalb gibt es mehr Haltestangen. “In den Multifunktionsbereichen fehlt eine Stange im Raum, an der man sich beim Fahren festhalten kann.” Diese würde für Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder mit E-Scooter aber eine unnötige Barriere darstellen.

Insgesamt lässt sich aber feststellen, dass viele mobilitätseingeschränkte Personen mit den neuen RNT-Fahrzeugen ein Stück weit an Mobilität gewonnen haben. Zudem zeigt die Erfahrung, dass viele Fahrgäste auf Neuerungen zunächst skeptisch reagieren und sich erst im Zuge der weiteren Verbreitung mit dem neuen Fahrzeugtyp anfreunden.

Blick in einen der beiden Multifunktionsbereiche der Rhein-Neckar-Tram: Direkt an der Tür finden E-Scooter Platz. Links neben der Tür kann ein Rollstuhl entgegen die Fahrtrichtung gestellt werden.
Detailansicht der versetzten Sitzkanten einer Sitzgruppe in der Rhein-Neckar-Tram. Ziel: Die Fahrgäste sollen sich nicht an den Schultern berühren müssen.
Zwei Haltewunsch-Taster sind übereinander an einer Haltestange in der Rhein-Neckar-Tram (RNT) montiert. Der Obere ist gelb, der Untere blau.
Haltewunsch-Taster am Rollstuhlplatz in der Rhein-Neckar-Tram (RNT): Der blaue Taster mit den Pfeilen signalisiert, dass die Türen zum Aussteigen länger geöffnet bleiben sollen. Der Taster mit der Rollstuhl auf der Rampe signalisiert der Fahrerin oder dem Fahrer den Wunsch die Rampe zum Aussteigen auszuklappen.
Eine Sitzgruppe in der Rhein-Neckar-Tram mit mehreren Haltewunsch-Tastern, die an unterschiedlichen Positionen angebracht sind.
Blick in einen der beiden Multifunktionsbereiche der Rhein-Neckar-Tram: Direkt an der Tür finden E-Scooter Platz. Links neben der Tür kann ein Rollstuhl entgegen die Fahrtrichtung gestellt werden.

Kommentare

23. April 2025

Llyud

Ich finde die neuen Straßenbahnen (RNT) von Škoda sehr gut.

Fahre mit den Bahnen von Škoda sehr gerne und die kleine Stufen bei den Sitzen störe mich nicht. Auch nicht vorne die 2 Stufen bei den Holzsitzen. Keine Ahnung warum, aber ich sitze gerne auf die Holzsitze. Die Polstersitze sind auch gut. Die Kurvenfahrten sind viel angenehmer mit den Drehgestellen als die Fahrzeuge mit den starren Radachsen (GTN und Variobahnen) wo es einen Ruck in den Kurven gibt.

Mir gefällt auch das Design der RNT Fahrzeuge Außen und Innen.

Die Lösung und der Kompromiss am Anfang vom Dialogverfahren wurden

gut umgesetzt von der Firma Škoda.

Die LED Streifen an den Türen finde auch gut. Grün: Die Türen öffnen sich.

Blinkendes Rotes Licht: Achtung die Türe schließt sich. Erloschendes Licht: Fahrgast wechsel abgeschlossen, Fahrzeug fährt los. Rotes Licht leuchtet dauerhaft: Türstörung. Andere Türen benutzen.

Ich habe sogar eine Rundfahrt gemacht auf der Linie 5 und saß auf den Holzsitzen dauerhaft. Am Ende hat zwar mein Popo weh getan, aber es war mir wert *lach*

Zwar haben die Fahrzeuge hier und da noch ihre Wehwechen. Das Fahrzeug 1801/1802 beim Entwerten des Tickets, steht immer Linie 6 drauf obwohl die Bahn auf der Linie 1 oder 3 oder 5 (Beispiel) fährt. Bei den anderen 40m Fahrzeuge ist das nicht so. Da stimmt alles.

Auffallen tut auch bei den 40m Fahrzeuge und 60m das beim Öffnen der

Türen das sie manchmal hängen bleiben (Spalt offen). Drückt man der Türtaster erneut, dann geht sie komplett auf. Andere Fahrgäste drücken dann die Türe auf wenn sie hängen bleiben.

Die Displayanzeige im Inneren zeigen bei den Umsteigehaltestellen noch keine andere Verbindungen an. Man muss nur Geduld haben, eines Tages ist dieses Problem auch gelöst.

Die Haltewunschtaster in den Fahrzeugen sind gut angebracht. Praktisch auch bei den Sitzen. Rüber langen, Knopf drücken beim nächsten Halt wo man Aussteigen möchte, dann aufstehen wenn die Bahn in die Haltestelle einfährt, Fahrzeug hält, Tür geht auf und man steigt aus.

Zwar Schaukeln die Bahnen hin und her was man merkt.

Das mit Zweirichtungsfahrzeuge auf allen Linie zu bestellen, ist eine sehr gute und praktische Idee gewesen. Auch das mit den breiteren Türen sowie die Versetzung der Türen Vorne und hinten.

Das war mein Kommentar dazu.

Bin mal gespannt, welcher Fahrzeughersteller es wird in den

2030er Jahren, wenn die erste Generation der Variobahnen ausgetauscht werden.


23. April 2025

Luhafener.exploring

Anfangs war ich sehr kritisch gegenüber der RNT gestimmt aber nach und nach mag ich sie immer mehr. Man braucht ein modernes, komfortables und vorallem barrierefreies Fahrzeug, um besser zu Reisen. Nachvor bin ich kein Fan von der 30Meter RNT.

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