Dieser Beitrag wurde mit Mithilfe von Sabine Eigenbrod (Freie Redakteurin) erstellt und ist zuerst im rnv-Mitarbeitenden-Magazin “wir” erschienen.
Der Strom für unsere Bahnen ist schon seit vielen Jahren „öko“. Und auch bei der sogenannten Elektrifizierung ist die rnv ganz vorne mit dabei: Wir ersetzen fossile Brennstoffe bei unseren Bussen und nutzen dazu seit Neustem auch Wasserstoff. Bis zum Jahr 2032 sollen alle Fahrzeuge der rnv – auch die Dienstfahrzeuge – emissionsfrei unterwegs sein.
Wenn allerdings alle so umweltfreundlich wie wir sein wollen und sollen, muss künftig enorm viel grüner Strom beziehungsweise ausreichend grüner Wasserstoff zur Verfügung stehen. Bis 2030 soll der Bruttostromverbrauch in Deutschland zu mindestens 80 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Im nächsten Schritt, bis 2045, soll Deutschland klimaneutral sein. Das heißt: Bis dahin soll die gesamte Energie, die eingesetzt wird, aus erneuerbaren Quellen stammen, ob beim Heizen oder in der Produktion oder beim Antrieb von Fahrzeugen.
Dafür sind ein schneller Ausbau und ein Umbau der Netze erforderlich. Das Wasserstoffnetz muss noch aufgebaut werden – und grüner Wasserstoff muss erst in ausreichenden Mengen nach Deutschland kommen. Beim Netzausbau und -umbau für Strom hinken wir in Deutschland deutlich hinterher und es bedarf großer Anstrengungen, die gesteckten Ziele zu erreichen.
Wie entwickeln sich die Stromkosten?
Von den immens hohen Energiekosten in den ersten Monaten nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 waren wir alle betroffen. Inzwischen sind die Preise zwar wieder etwa auf den Stand von Februar 2022 gesunken, das Niveau ist dennoch rund doppelt so hoch wie noch im Jahr 2020. Positiv ist, dass der endgültige Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie im April 2023 die Preise nicht ansteigen ließ. Darüber hinaus stammen immerhin über 50 Prozent des Stroms, der in Deutschland produziert wird, mittlerweile aus erneuerbaren Quellen. Und Deutschland ist das dritte Land weltweit, das ein Wasserstoffkernnetz auf den Weg bringt. Die Stromentstehung selbst kostet immer weniger, weil immer mehr günstiger Solar- und Windstrom produziert wird, aber der Netzaus- und -umbau ist teuer, daher werden die Strompreise in absehbarer Zeit nicht deutlich sinken. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, formulierte es im Jahr 2024 so: „Die Sonne schickt keine Rechnung, aber der Netzausbau schon.“
Die Frage nach dem Strombedarf
Allein schon aus Kostengründen lautet die Devise bei allen Prozessen in der rnv natürlich: so stromsparend und effizient wie möglich. Darüber hinaus ist es unser erklärtes Ziel, möglichst umweltfreundlich unterwegs zu sein. Deshalb setzen wir unter anderem auf LED-Lampen bei der Beleuchtung. Bereits seit Mitte der 90er, ab dem Einsatz der GTN-Fahrzeuge, wird Bremsenergie zurückgespeist und kann für anfahrende Fahrzeuge genutzt werden. Zudem soll eine Netzsimulation zeigen, welche Einflussfaktoren sich auf den Stromverbrauch auswirken und wie wir unseren Bahnbetrieb effizienter gestalten können.
Deutlicher Anstieg in den nächsten Jahren
Unser Stromverbrauch wird im Verlauf der nächsten Jahre deutlich steigen. Den größten Anteil daran macht der Fahrstrom aus. Daher wirkt sich die Elektrifizierung unserer Busflotte darauf aus. Und natürlich wirkt es sich auch auf unseren Strombedarf aus, wenn wir mehr Fahrgäste transportieren wollen. Denn je mehr wir fahren, desto höher ist der Stromverbrauch – gerade wenn zunehmend lange Bahnen eingesetzt werden.
Wie viel (ver)brauchen Bahnen?
Wie viel Strom eine Straßenbahn benötigt, hängt von vielen Faktoren ab. Neue Straßenbahnen brauchen nicht automatisch weniger Energie als alte, obwohl die Technik an sich moderner und effizienter wird. Die RNT wurde beispielsweise nach neuesten Sicherheitsnormen konstruiert und gebaut, die ins Gewicht gehen.

Da wir uns häufig den Straßenraum mit dem Individualverkehr teilen, muss sie sogar einer Kollision mit einem LKW standhalten können. Zudem sollen die Bahnen mehr Fahrgäste transportieren – damit sind sie länger und auch schwerer. Und sie sollen insgesamt mehr Komfort bieten. Leistungsfähige Klimaanlagen benötigen viel Energie. Aber auch Infomonitore oder das WLAN hängen „an der Leitung“. Kurz gesagt: Sicherheit und Komfort brauchen eben auch Energie. Apropos Komfort: Um Strom zu sparen, hatten wir die Heiztemperatur in den Innenräumen der Bahnen im Winter 2022 auf 15 Grad gesenkt. Aufgrund der Beschwerden von Kundinnen und Kunden wurde diese Maßnahme im Januar 2024 allerdings angepasst. Die Innenraumtemperatur liegt im Winter nun bei 17 Grad.
Elektrifizierung: Strom statt fossiler Brennstoffe
Auch unsere Busflotte wird zunehmend zum Stromverbraucher, denn der Anteil an E-Bussen wächst: Im Jahr 2019 haben wir die ersten sechs batteriebetriebenen Elektrobusse eingesetzt. Im Jahr 2022 kamen weitere 30 dazu. Aktuell rollen 27 Elektrobusse mit zusätzlicher wasserstoffbetriebener Brennstoffzelle durch Heidelberg. 13 weitere durch Mannheim. Acht weitere sind für Ludwigshafen vorgesehen – insgesamt also 48 sogenannte H2-eCitaros. Damit sind etwa 60 Prozent unserer Busse elektrisch angetrieben. Und bis 2032 soll unsere gesamte Bus-Flotte elektrifiziert sein. Darüber hinaus sollen auch alle Dienstfahrzeuge auf alternative Antriebe umgestellt werden. Doch es braucht Vorlaufzeit, Baugenehmigungen und Kolleginnen und Kollegen, die für die notwendige Infrastruktur sorgen.

Ungemein wichtig: unsere GUWs
Wie der Strom eigentlich in die Fahrleitungen und von dort zu unseren Bahnen gelangt, ist den meisten von uns nicht wirklich geläufig. Je nach Stadtgebiet werden wir von den ortsansässigen Stromanbietern versorgt. Keine Vorschrift, aber eine Verpflichtung: Schließlich ist die rnv durch ihre städtischen Mutterunternehmen Teil der kommunalen Versorgerstruktur. Die Stadtwerke liefern uns Wechselstrom. Auf unserem Fahrdraht brauchen wir aber einen Gleichstrom mit einer Spannung von 750 Volt. Und da kommen unsere Gleichrichterunterwerke (GUW) ins Spiel: Sie wandeln Wechselstrom in Gleichstrom um. Dadurch sorgen sie sowohl für den Betriebsstrom als auch für den sicheren Betrieb der Fahrleitungsanlage.
Gut gesichert:
GUWs sind mechanisch und elektrisch gesichert. Diese Sicherungen greifen, wenn zu viel Strom gezogen wird, zum Beispiel, wenn mehr Bahnen als geplant im gleichen Streckenabschnitt anfahren, ein Bahnmotor defekt oder die Fahrleitung beschädigt ist. Dann wird auf einmal zu viel Leistung abgenommen oder es gibt einen Kurzschluss.
Interview mit Klaus Hendrichs, Abteilungsleiter Elektrische Anlagen

Wie viele GUWs hat die rnv momentan?
Insgesamt haben wir 86 GUWs für unser Netz, zehn weitere befinden sich im Bau oder sind geplant. Die rnv gehört in Deutschland zu den Verkehrsbetrieben mit den meisten GUWs, weil unser Netz so groß ist. Und wir brauchen weitere GUWs. Zum einen, weil wir neue Gebiete erschließen wie das Glückssteinquartier oder Franklin. Zum anderen, weil wir überall mittelfristig mehr Leistung brauchen, sei es wegen einer höheren Taktung oder weil moderne Bahnen mehr Strom brauchen.
Haben wir überall genügend GUWs?
Wir schaffen genug Strom auf die Strecke, aber wir haben zum Beispiel in Ludwigshafen noch Ausbaubedarf. Es ist nicht ganz einfach, neue GUWs zu bauen: Das fängt damit an, dass man ein passendes freies Grundstück finden muss, von dem aus wir Streckenabschnitte gut bedienen können. Dazu kommen viele Bestimmungen und sehr lange Genehmigungszeiträume.
Ist es damit getan, mehr GUWs zu bauen?
Nein. Wir brauchen allem voran Kolleginnen und Kollegen, die den Ausbau der Infrastruktur umsetzen. Um die Stromversorgung zu verbessern, arbeiten wir an ganz verschiedenen Stellen. Unter anderem ersetzen wir unsere Fahrdrähte durch solche mit einem größeren Durchmesser.
Ist eigentlich sichergestellt, dass in Zukunft immer genug Strom für unsere gesamte Flotte da ist?
Wir haben bei den Stromanbietern keinen Vorrang vor anderen Abnehmern – was übrigens auch für Krankenhäuser gilt. Aber wie Krankenhäuser haben wir für diesen Fall Notstromaggregate für die Betriebszentrale und für die Kommunikation.